MaxFun Sports Laufsport Magazin
Über die Hassliebe zum Leistungsgedanken!
15.07.2008, 12:00:00
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Ausschlaggebend war die lange verdrängte und immer wieder hinausgeschobene Einsicht, dass es unumgänglich ist, den Lebens- und Trainingsjahren Tribut zu zollen. Irgendwann ist es für jeden soweit: Man wird nicht mehr schneller, sondern langsamer. Die Zeit ist da, um zu resümieren: Marathonbestzeit, Ironmanbestzeit, Halbmarathon, 10 Kilometer etc. Bis dahin, hatte man ja noch die Hoffnung auf den „großen Tag“, an dem sich das jahrelange Training doch noch mal bezahlt macht, man den persönlichen Rekord zertrümmert. Eines Tages aber ist dieser Traum unwiderruflich dahin. Freilich könnte man weiterhin wettkämpfen, sich mit den Altersgenossen messen oder die gelaufenen Zeiten in Relation setzen. Aber ich doch nicht! Das hab ich doch nicht nötig, mich mit den anderen „Alten“ zu messen. Ich dachte, es hinter mir zu haben. Eine neue Ära würde anbrechen, so war ich überzeugt, eine wunderbar entspannte Zeit, während der ich lediglich dahin laufe „wie ein Reh“ so lang und so schnell bzw. langsam wie es mir gerade passt – weg mit den Wettkampfschuhen (…schön leicht sind sie schon…). Nie wieder mich über hohe Startgelder ärgern, nie wieder überlegen, wer denn aller am Start steht und wer eventuell vor mir im Ziel sein könnte. Nie wieder der bange Blick auf die Uhr bei den Kilometermarkierungen… herrlich. So „joggte“ ich, weise geworden, durch die Allee oder über die Insel, mitleidig lächelnd über die „verbissenen“ Trainierer mit den Pulsuhren, mich überlegen fühlend und sportlich gereift auf dem Weg in neue Dimensionen des Sports: „Sport ist schließlich mehr als nur blöde um die Wette koffern!“ Sogar Überholende konnte ich im Training ignorieren. Die wenigen flotten Kilometer wurden immer seltener – keine Schmerzen mehr beim Training… Aber dann! Dann war da dieser Anruf: „Wir wollen wieder eine Staffel beim Ironman in Podersdorf stellen und brauchen einen Läufer!“ Und unvermutet, völlig überraschend eine Spur von dem alten Gefühl in meinem Bauch. Und noch unvermuteter war ich überredet. „6 Wochen sind ja noch Zeit und die reichen, um ein wenig in Schuss zu kommen.“ Die ersten schnellen Schritte waren grausig. Der Blick auf die Uhr noch grausiger: Das kann ja nicht sein – ich laufe schnell und bin langsam? Die „zweiten“ schnellen Schritte waren kaum besser doch relativ bald war er wieder da, zunächst ganz leise nur, vorsichtig aber dann mit ungebrochener Kraft: Der Rausch der extremen Bewegung, der Rausch des überhäuften und geschwellten Willens, das Gefühl der Kraftsteigerung und Fülle. Der Zustand des Bewusstwerdens der eigenen Stärke, man sieht was man möchte, man sieht es geschwellt, gedrängt, überladen mit Kraft. Das schnelle Laufen wird zur Lust an sich. Von Woche zu Woche wird es besser, werde ich flotter – natürlich werde ich nicht mehr so schnell sein wie früher aber das Gefühl ist nahezu das selbe und es ist faszinierend. Sport ist zwar mehr als um die Wette „koffern“ aber dieses gehört dazu – von Zeit zu Zeit werde ich es wieder tun. Wo ist die Startnummer? Wo sind die Gegner und vor allem: Wo habe ich diesen „leichten“ Wettkampfschuh bloß hingetan? Dr. Günter Heidinger Link: www.Zen-Running.com |