MaxFun Sports Laufsport Magazin
Sommer
14.07.2008, 12:00:00
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SemperSana |
Es ist Juli! Gerade noch war tiefster Winter, ich habe meine Skischuhe noch im Vorzimmer stehen und noch immer die langen Laufhosen nicht im Kasten verstaut, misstrauisch wie ich bin – es könnte ja noch Mal kalt werden! Bis heute habe ich noch keinen Urlaub gebucht! Es ist ja noch Zeit genug, so dachte ich. Jetzt ist fast alles reserviert. Es wird also langsam Zeit, den Sommer als solchen nicht unbedacht und unaufmerksam vorüber gehen zu lassen. Wie habe ich die Tage herbeigesehnt, an denen man wieder mit kurzen Laufhosen, ohne Leibchen in der Sonne laufen kann, nach wenigen Laufkilometern schon so richtig Durst bekommt, um dann bei einem Hydranten den Kopf unter das Wasser zu halten. Jene Tage, an denen man nach einem langen Lauf viele Stunden benötigt, um den Flüssigkeitshaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Sommer, Sonne, Laufen, Cola light oder Mineralwasser mit ganz ganz vielen Eiswürfeln, Obst essen. Laufen ist hell! Wie gut schmeckt ein Becher Eis nach dem Training – im Winter graut mir richtig davor. Manchmal regnet es auch aber meistens nur kurz und wenn dann die Sonne wieder hervorkommt, wird es ganz warm im Bauch, auch im Kopf. Die Vorbereitungen für das Lauftraining sind minimal: Kein Suchen nach Handschuhen, einer Haube, keine Überlegungen, ob noch eine Jacke, ein weiteres Leibchen notwendig sind. Hose, Socken, Schuhe, MP3 Player – fertig! Und dann: Dann sitze ich vor dem Fernseher und zappe ein wenig herum! Plötzlich Bilder von Schnee! Irgendein Film, der in der jetzt so fernen Jahreszeit spielt. Gar nicht beschreiben lässt sich dieses Gefühl, das in mir hochkommt. Mir wird kalt, völlig fremd und unwirklich kommt mir dieses Szenario vor, ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass es Tage gibt, an denen man mit langen Hosen, Pullover, Jacke und was weiß ich noch alles vor die Tür gehen muss, kann mich fast nicht mehr erinnern, wie es ist auf der verschneiten Straße zu laufen, während des Trainings schon mit Sehnsucht an die warme Dusche zu denken. Mir graut! Auch die Flucht zu einem anderen Sender hilft nicht gleich. Noch einige Zeit wirkt die kalte, dunkle Stimmung! Und das Bedenkliche daran ist: Jedes Jahr wird es schlimmer, jedes Jahr vergeht der Sommer schneller, jedes Jahr dauert der Winter länger und jedes Jahr graut mir mehr vor den kalten Tagen! Vielleicht sollte ich doch im Süden überwintern – aber wie? Bevor ich mir das aber weiter überlege, laufe ich ohne Leibchen durch den Sommer, der erst begonnen hat und warte darauf, dass die Sonne mich mit Energie auflädt. Könnte ja sein, dass es dann im Herbst, wenn ich den „bösen“ Winter heranschleichen spüre, überhaupt nicht so schlimm ist – schließlich stehen ja die Skischuhe noch im Vorzimmer! Dr. Günter Heidinger Link: www.zen-running.com |