MaxFun Sports Laufsport Magazin

Ins Glück laufen?

23.06.2008, 12:00:00
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Gehören Sie zu jenen, die auf die Frage nach dem persönlichen Glückszustand eher ratlos werden? Fällt es Ihnen ebenso schwer, eine verbindliche Antwort zu geben und beneiden Sie diejenigen auch so sehr, denen es „immer gut geht“?

Was ist eigentlich Glück und wann ist der Mensch glücklich? Gibt es dieses Gefühl auf eine ausschließliche Weise und lässt es sich, wenn überhaupt existent, irgendwie erzeugen, konservieren, berechnen? Grundsätzlich scheint es doch so zu sein, dass es große Unterschiede im Empfinden von Glück gibt. Während der eine sich schon als glücklich bezeichnet, wenn er ein gutes Mittagessen vorgesetzt bekommt oder abends vor dem Fernseher gemütlich einen Film ansieht, reicht dem anderen weder Geld noch Macht noch Liebe oder Sonstiges.  

Was aber ist es genau, das uns alle derart unterschiedlich dieses Gefühl erleben lässt? Sind wir etwa zum Glücklichsein mehr oder weniger talentiert, so wie zum Laufen oder Singen?   „Es scheint so als wäre die Intensität, in welcher der Einzelne das Gefühl des Glücks wahrnimmt, abhängig davon wie groß die Differenz zwischen dem persönlichen Glück und Unglück ist!“[1] Wer sehr intensiv leidet, der wird, wenn er wieder auf die Seite des Glücks tritt, dieses Gefühl umso intensiver erleben. Wer sich stets in der Mitte zwischen diesen beiden Polen aufhält, wird auch den Unterschied kaum oder nur sehr wenig spüren.

Wir Läufer kennen das ja auch aus dem sportlichen Bereich: Oder haben Sie noch nie bemerkt, wie schön es sein kann nach einem harten Wettkampf, bei dem Sie schmerzverzerrt die letzten Kilometer gekämpft haben, im Ziel einfach stehen zu bleiben und anschließend ein paar Minuten locker zu laufen?  

Ob nun freilich die Konsequenz dieser Schlussfolgerungen ist, dass wir uns möglichst großes Unglück zufügen sollten, um dann besonders glücklich zu sein, mag dahingestellt sein. Buddha würde davon höchstwahrscheinlich abraten. Was tun also, um doch glücklich zu werden? Leider - oder aber auch erfreulicherweise – gibt es kein Rezept, keine Formel.

Eines aber, so meine persönliche Überzeugung und Erfahrung, können wir tun, um zumindest für Augenblicke so etwas wie Glück zu erleben: Stehen wir am Sonntag zeitig auf, ziehen wir uns nach einem entspannten Frühstück unsere Laufschuhe an und laufen wir los: Erst langsam, später möglicherweise auch flotter. Vielleicht hören wir dabei Musik oder unter Umständen treffen wir ja auch Laufkollegen und plaudern mit jenen über Glück. Könnte auch sein, dass das Wetter uns gut gesinnt ist und sogar die Sonne mit uns mitläuft. Irgendwann, vorausgesetzt der Lauf dauert auch etwas länger (je länger umso besser), werden sich Glücksmomente einstellen, manches mal mehr, ein anderes mal wieder weniger, selten auch nur ganz wenige, die man nur bemerkt, wenn man ganz genau darauf achtet. Spätestens aber wenn wir wieder zu Hause sind, geduscht haben und zufrieden bei Kaffee und Kuchen auf unserer Sonntagsbank sitzen, werden wir – und sei es auch nur ganz weit in uns versteckt – wieder einmal eine Ahnung davon haben, dass es das Glück gibt. Und dass wir Läufer eine Möglichkeit haben, dieses zumindest zeitweise bei unserem Lauf einzuholen. 


[1] Zitiert nach: Sallinger, Werner

Dr. Günter Heidinger

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