MaxFun Sports Laufsport Magazin
Einmal geht es noch!
05.03.2008, 12:00:00
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Jeden Herbst oder spätestens Winter, wenn das Laufjahr zu Ende geht, verschwindet relativ schnell auch der letzte Rest an Motivation. Je dunkler die Tage werden, desto finsterer wird das Gemüt, die Laufschritte verlangsamen sich, jeder Gedanke an einen Wettkampf oder eine flotte, energiegeladene Laufeinheit kommt erst gar nicht mehr auf. Spätestens im Dezember ist es dann soweit: Ich habe das Gefühl, dass es endgültig vorbei ist und beschließe, in Zukunft ausschließlich zur Erhaltung von Körper und Geist zu laufen. Weg mit der Uhr! Wozu sich quälen? Wozu Zeiten messen? Wozu sich mit den unzähligen „Verbissenen“ an eine Startlinie stellen und sich wie ein Schaf in die Herde der Marathonherde einreihen? Viele Wochen trabe ich dann lustlos dahin, versuche das eine oder andere Mal, ein paar flottere Schritte, lasse es aber bald wieder sein. Jedes Jahr dauert es einige Wochen länger, bis doch wieder zögernde Imaginationen an eine Startnummer beim Frühlingsmarathon Platz im Kopf finden, erst zaghaft, dann aber mit steigender Außentemperatur immer deutlicher. Freilich befinden sich im Gefolge dieses Gedankens gleichzeitig auch eine Menge an Bedenken und Überlegungen: Welche Zeit könnte denn realistisch sein, vor allem bei dem lächerlichen Training? Werde ich überhaupt noch mit Freude ins Ziel kommen? Werde ich mich gar blamieren und wem aller muss ich danach wieder erklären, dass ich doch nur mehr zum Vergnügen laufe und das Wettkämpfen aus eben den gleichen Gründen betreibe? Sollte ich nicht doch lieber nur zusehen und mich auf das Kritisieren und Schmähen beschränken? Woche um Woche vergeht und langsam werden die Laufschritte doch wieder leichter und noch ein bisschen flotter. Selbst vorsichtige Blicke auf die Uhr gestatte ich mir zunehmend. Das Rechnen beginnt: Wie viele Wochen wären denn noch Zeit? Wie lange würde ich denn für diesen Marathon brauchen, was ist realistisch? Ich plane einen kleinen Testlauf für die nächste Woche. Und dann ist es wieder einmal soweit: Die Anmeldung für den Marathonlauf ist erledigt. Überraschenderweise sind plötzlich auch alle Bedenken mehr oder weniger verschwunden und einer – wenn auch nur kleinen – Vorfreude gewichen. Ich denke an das Gefühl, unter Tausenden Gleichgesinnten zu stehen, denke daran, wie kurz vor dem Start Stimmung erzeugt wird, Musikrhythmen die Läufer motivieren. Ich kann wieder nachvollziehen, warum man das tut, warum man sich diesem seltsamen Befinden freiwillig aussetzt. Plötzlich gelingt mir auch wieder der eine oder andere Tempolauf, sogar ein paar Intervalleinheiten sind vorstellbar, ja mehr noch, machen darüber hinaus auch noch Spaß. Der Blick auf die Uhr funktioniert ebenfalls wieder halbwegs. Und schließlich kommt der alljährliche Frühjahrsgedanke wieder, der wenn er mir durch den Kopf schießt, beruhigend und gleichzeitig aber auch motivierend wirkt: „Einmal geht’s noch“, denke ich mir und forciere das Tempo noch ein wenig. Dr. Günter Heidinger Link: www.MaxFun.cc |