MaxFun Sports Laufsport Magazin
Die Variabilität des Herzens
23.09.2008, 12:00:00
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Siegfried Fries/PIXELIO |
– nein, die Herzfrequenzvariabilität oder auch Herzratenvariabilität genannt, sagt uns etwas gänzlich Anderes (könnte man zumindest auf den ersten Blick meinen, doch dazu später). Was, werden Sie, geschätzte Damen, nun fragen. Nun, das Herz schlägt nicht regelmäßig. Auf den ersten Blick betrachtet zwar schon, aber auf den zweiten schon nicht mehr. Jetzt könnte man natürlich einwenden, dass es schneller schlägt, wenn man etwas tut, und langsamer, wenn man nichts tut. Auch das ist eine Form der Unregelmäßigkeit, wenn auch nicht die gemeinte. Somit komme ich nun langsam zum Punkt; wessen Herz hundertprozentig regelmäßig schlägt, sprich, wessen Abstände der einzelnen R-Zacken im Elektrokardiogramm stets genau gleich sind, in Millisekunden gemessen, der hat nur noch drei Tage zu leben. Laut diesem Chinesen, der bereits vor dreitausend Jahren gelebt und ebendies herausgefunden hat. Zwei Nervensysteme sind im Körper, der Sympathikus und der Parasympathikus; ersterer reguliert die körperlichen Systeme nach oben, sprich, man sitzt im Auto, Stau, man ärgert sich, fängt zu fluchen an und zu schwitzen, der zweite reguliert die körperlichen Systeme nach unten, man wird ruhig, gelassen, döst beinahe ein. Je mehr Ausdauersport – selbstverständlich intelligent vom Training her – jemand betreibt, desto dominanter wird der Einfluss des Parasympathikus und desto größer wird die Herzfrequenzvariabilität. Das Herz schlägt also umso unregelmäßiger, je ausdauertrainierter man ist. Aus diesen Werten lassen sich andere mehr oder weniger genau ableiten; so zum Beispiel die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit, die den Ausdauertrainingszustand sehr schön widerspiegelt oder auch die so genannte Stressbelastung des Herzens (ist an und für sich die Regel- oder Unregelmäßigkeit). Neue, medizinisch-sportwissenschaftliche Geräte können ebendiese Werte messen und werden in der Gesundheitsprophylaxe verwendet. Sinn der Übung ist selbstverständlich die Früherkennung etwaiger Probleme und die Maßnahmensetzung, damit es nicht zu den bekannten, unangenehmen und für alle wesentlich teureren Reparaturmaßnahmen kommen muss (wie etwa Herzoperationen, Magenbandeinsetzungen, Gelenkstransplantationen…). Selbstverständlich sind die Herzen von hochausdauertrainierten Wesen sowohl physiologisch als auch moralisch extrem variabel schlagende. Ein Beispiel gefällig; jemand, der den Ironman in etwas mehr als acht Stunden schafft, hat sieben Stunden mehr Zeit, sein Herz variabel einzusetzen als jemand, der den gleichen Bewerb nur in fünfzehn Stunden schafft. Ihr Einwand, dass ersterer wesentlich mehr Zeit zum Trainieren verwenden muss und daher nicht soviel Zeit zum Verschenken seines wichtigsten Muskels hat, ist berechtigt; allerdings muss zweiterer meist wesentlich mehr arbeiten, was ersterer durch Sponsorengelder kompensieren kann. Ausgeglichen also. Bis auf das Herz. Christian Kleber MAS Link: woman.MaxFun.at |