MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der Mond
31.08.2008, 12:00:00
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Spät war es, reichlich spät. Einzig der Gedanke an das Wort „Energielauf“ ließ mich nicht los und so kam es, dass ich in das Dunkle der Nacht hineinlief. Ein besonderes Gefühl, immer eigentlich, in der Finsternis kommt man sich so schnell, so schwebend, so irreal vor, so entrückt vom Rest der Welt, von der im Getöse des Autoverkehrs langsam schlafen gehenden Stadt, so anders. Der Mond leuchtete mir den Weg, die neuen Lampen in der Allee wären nicht notwendig gewesen in jener Nacht, es war beinahe Vollmond, ideal also für mich, der ohnehin bei dieser sehr hellen Konstellation unter leichten bis mittleren Schlafstörungen leidet, ich lief direkt auf ihn zu, unseren treuen Trabanten, Wegbegleiter in Kindestagen, Beschützer, Bewacher, Himmelskörper. Da schoss es mir ein. Die Mondlandung 1968, Neil Armstrong, das Erste der menschlichen Wesen, das jemals einen Fuß auf den Trabanten setzte, die noch vage in Erinnerung gebliebenen Bilder der Eroberung, die Freude der Menschheit über die Beherrschung des Weltraums. Und mir fiel ein, dass eigentlich zwischen 1968 und heute scheinbar kein weiteres bemanntes Raumschiff von der Erde aus auf dem Mond gewesen sein dürfte, was zumindest verwunderlich und zu hinterfragen ist. Die Technik ist doch sicherlich nicht schlechter geworden in den letzten vierzig Jahren, vielleicht irre ich. Die Marsmissionen, die man bisher ins Leben gerufen hatte, waren angeblich alle aufgrund finanzieller Zerrüttungen und Fehlplanungen fehlgeschlagen, nur die letzte nicht, und da stand einen einzigen Tag lang etwas darüber in den Zeitungen und anderen Medien darüber zu lesen, SONST NICHTS. Der Mensch hat einen Flugkörper zum Mars geschossen, ihn fotografiert, gefilmt usw., und das einzig Nennenswerte waren ein paar Nachrichten an einem einzigen Tag. Ich halte nichts von Verschwörungstheorien und Außerirdischen, von schwarzen Männern und Geheimnissen, die angeblich gelüftet wurden, deren Wisser und Mitwisser aber tunlichst zu schweigen pflegen. Aber in jener Nacht, als ich langsam am Ende meines geplanten Energielaufs angelangt war, der allerdings unbemerkt zum Reflexionslauf geworden war, wollte mich das Gesicht des Mondes nicht mehr aus den Augen lassen. Gänsehaut lief mir über den Rücken, als mir bewusst wurde, dass ich ganz alleine unterwegs war in diesem Meer von Kastanienbäumen, allein mit meinen Gedanken, ganz allein. Unheimlich. Alles nur vorgegaukelt, die bisher eingebildete Illusion noch mehr Illusion??? Nach dem Lusthaus gingen mir noch einige Gedanken zum Thema „Ist das Universum ein Computer?“ durch den Kopf, welche Rolle spielte ich da, die eines kleinen Chips, der erkennt, dass andere Chips aus Spiegeln und Reflexionen bestehen, die uns etwas vorgaukeln, verwirren? Und was sollte ich mit dieser Erkenntnis anfangen, ich war doch allein. Endlich war ich zu Hause, der Reflexionslauf beendet, meine Gedanken weit weg, der Fernseher aufgedreht, Michael Phelps gewann grade seine insgesamt 13. Goldene, der Alltag hatte mich wieder. Ein Bierchen später lag ich im Bett, müde, rechtschaffen müde, und döste langsam ein. Da schoss es mir ein. Vollmond! Fast zumindest. Und da waren sie wieder, diese Gedanken… Christian Kleber (MAS) Christian Kleber |