MaxFun Sports Laufsport Magazin

Das erste Mal

25.05.2008, 12:00:00
Foto:
Lily A. Seidel/PIXELIO

Ich habe es endlich geschafft. Nach beharrlichem Hinausschieben, unzähligen Ausreden und jeder Menge an Bedenken habe ich mich überwunden und dem Drängen meines Freundes nachgegeben: Ich bin das erste Mal Laufen gewesen!

Seit Jürgen vor zwei Jahren an diesem Halbmarathon teilgenommen hat, ist kaum mehr ein Tag vergangen, an dem er nicht versucht hat, mich von den unzähligen Vorteilen zu überzeugen, die das Laufen angeblich hätte. Sogar an meiner Figur hat er herumgenörgelt, die dringend ein wenig Bewegung notwendig hätte.  

Anfangs war mir sein Gerede egal, bestenfalls habe ich seine seltsamen Aufwärmübungen belächelt und mich über seine riesige, hässliche Uhr gewundert, die er angeblich braucht, um irgendetwas zu messen. Mit der Zeit aber war ich regelrecht genervt, teilweise sogar nahe daran, seine dämlichen, ständig stinkenden Laufschuhe in den Mist zu werfen. Dann, seltsamerweise, habe ich bemerkt, dass er fast jedes Mal nach seinem Lauftraining guter Laune ist, abgenommen hat und plötzlich auch irgendwie jünger aussieht. Die vermutete Affäre hat sich als sein Laufpartner herausgestellt und war nicht die von mir gedachte Ursache dieser Veränderungen. Ich wurde neugierig und besorgte mir eine Laufzeitschrift.

 Dort fand ich dann auch Berichte, die fast alles das erklärten, was mit meinem Freund vorging. Laufen schien tatsächlich die von mir an ihm beobachteten Auswirkungen zu haben. Ein Gespräch mit einer Freundin, die so erfuhr ich überraschend, ebenfalls schon lief, tat sein Übriges. Dass sie mir davon nicht erzählt hatte, überzeugte mich noch mehr, vermutete ich doch, dass sie sich davon Vorteile versprach, die sie mir nicht gönnen wollte. Glücklicherweise sind mittlerweile nahezu alle Frauenzeitschriften voll mit Tipps und Hinweisen, wie das Ganze anzugehen sei, warum ich den Rat meiner Freundin oder meines Mannes nicht zu brauchen meinte. Ein paar Laufschuhe und die dazu passende modische Laufdress war schnell gekauft – der Preis schockierte mich zwar, überzeugte mich aber, dass es sich beim Laufen um eine exklusive, daher auch gewinnbringende Angelegenheit handeln musste.  

Kaum hatte ich die Laufutensilien angezogen, trat besagte Wirkung auch schon ein: Ich fühlte mich schlanker, jünger und war auch gleich gut gelaunt. Salopp fuhr ich mit dem Auto in das stadtbekannte, angeblich schönste Laufgebiet und legte los. Wie ein Reh lief oder besser sprang ich die ersten Meter dahin, ein siegessicheres Lächeln aufgesetzt, fühlte mich wie ich es erwartet hatte – einfach toll. Leider dauerte dieses Gefühl nicht viel mehr als einige hundert Meter, dann war es vorbei. Unverständlicherweise musste ich nach Luft schnappen, wie ein an Land geworfener Fisch, meine Beine fühlten sich an wie zwei Stöcke, die anderen unangenehmen Nebenerscheinungen habe ich mittlerweile verdrängt.  

Meine vergeblichen Versuche nicht stehen zu bleiben waren auch rasch vorbei und so musste ich das tun, was ich um jeden Preis vermeiden wollte : Ich begann zu gehen, wurde von anderen Läufern überholt, die zu meinem Erstaunen mein Gehen überhaupt nicht zu irritieren schien und fühlte mich gar nicht so, wie ich es gehört, gelesen und beobachtet hatte.  

Was habe ich falsch gemacht? Hätte ich nicht nur die Bekleidungstipps lesen sollen? So einfach möchte ich nicht aufgeben! Ich habe beschlossen, das Mysterium Laufen zu ergründen, koste es was es wolle: Glücklicherweise gibt es seit kurzem ein Informationsmedium, das mich vielleicht dem Geheimnis auf die Spur bringt:  

M.L.

Link: women.maxfun.at

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