Die kontroverse Situation rund um die Olympischen Spiele.
Die Negativschlagzeilen über die Olympischen Spiele in China nehmen kein Ende, noch bevor die Spiele überhaupt begonnen haben. Wenige Tage vor der Eröffnung wächst die Kritik des Westens an der chinesischen Regierung und auch am Internationalen Olympischen Komitee.
Ist es die Enttäuschung des „Westens“, der in Folge der Nominierung Beijings aus einer unverbesserlichen Naivität heraus revolutionäre Veränderungen im Reich der Mitte erwartet hatte? Naivität aufgrund einer Überheblichkeit, die von einem Streben aller Völker nach westlichen Werten ausgeht. Betrachteten wir die Olympischen Spiele als Seil, mit dem man die Chinesen ganz leicht auf unser Boot hätte ziehen können. So wie das „Seil“ Wirtschaft, westliche Kultur etc. – man kommt ins Staunen, wie integrierbar „unsere Errungenschaften“ sind: Sie passen in jedes System, ohne dass es „demokratisiert“ werden muss.
Selbstverständlich gab es zahlreiche Veränderungen in der Volksrepublik China, auch mehr Freiheit. Oder vielmehr den Schein von Freiheit, der das bestehende System stabiler macht als je zuvor? Die Frage, inwieweit die auf den ersten Blick positiven Veränderungen auch ohne unser Zutun erreicht worden wären, kann nicht beantwortet werden. Aber scheint es nicht so, als wären bisher nur die Freiheit gewährt worden, die die Strukturen des chinesischen Systems eher stärkt als schwächt?
Eine Fahrt mit dem Transrapid vom Flughafen oder der Weg zur Arbeit mit dem eigenen Volkswagen, der Genuss eines Châteauneuf-du-Pape am Feierabend, der Besuch eines Rolling Stones Konzerts am Wochenende oder eben das Austragen eines internationalen Sportevents muss nicht zwangsläufig zu einer Revolution führen.
Sein wir nicht gekränkt. Wir werden auch mit dem bestehenden China friedlich koexistieren können. Die Genossen werden sich auch weiterhin unsere Kritik anhören müssen und sich hoffentlich manches zu Herzen nehmen, doch wir müssen uns von der Idee verabschieden, China zu einer westlichen Demokratie transformieren zu können.
Das Vorgehen, sich mit Kritik an Chinas Politik zurückzuhalten, da eine gute Partnerschaft und westliche Investitionen zur Demokratisierung führen, hat sich wohl als falsch erwiesen. Oder ging es gar nur um den eigenen kurzfristigen Profit?
Was sollten wir also tun? Mit gutem Beispiel vorangehen! Und auf eine Außenpolitik unserer Regierungen hoffen, die frei vom Druck der Profitgier unserer Ökonomien, gerecht, sachlich und konsequent mit der Regierung in Beijing umgeht.
Ist es ein Fehler, die Olympischen Spiele 2008 in Beijing auszutragen?
War es ein Fehler, dies 1980 in Moskau und sogar 1936 im faschistischen Berlin zu tun?
Ja! Aber es nicht zu tun, hätte auch nichts verändert.
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J. Janke
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