Wer immer strebend sich bemüht, den werden wir erlösen

Wenn der vergangene Winter auch ausgesprochen sanftmütig gewesen sein mag, haben wahrscheinlich die meisten Läufer, an so manchem finsteren Abend, eine Menge Motivation aufwenden müssen, um nicht das eine oder andere Training gegen einen gemütlichen Abend einzutauschen.

Wie fast immer in der kalten und dunklen Jahreszeit stellt sich die Frage nach dem Sinn und Zweck der ganzen oft mühevollen und eintönigen Plackerei des Laufens verstärkt und kann unter Umständen bis zum völligen Einstellen des Trainings führen.

Erfahrungsgemäß beantwortet sich die Sinnfrage nachdem man sich überwunden und das Training hinter sich hat ohnehin von selbst: Man fühlt sich deutlich besser, ist stolz auf sich und kann sich ruhigen Gewissens dem Abendessen widmen, sich mitunter sogar das eine oder andere Bier gönnen. Doch spätestens am nächsten düsteren, kaltnassen Tag sieht sich der Läufer wieder vor dieselbe Situation gestellt. Selbst der Lauf an sich ist dann oft eine einzige Überwindung – die Beine sind schwer, die Atmung unrund, man hat zu viel oder zu wenig angezogen, die Zeit vergeht unheimlich langsam, ein Kilometer fühlt sich an wie drei: „Es ist wie es ist! Und es ist fürchterlich!“

Warum sich solches antun? Wieso nicht einfach zu Hause bleiben? Es sich bequem machen? Sich vom Fernseher berieseln lassen?

Weil – und das kann ich nach mittlerweile rund 30 Sportjahren mit Sicherheit behaupten: Weil mit absoluter Sicherheit irgendwann und mag es auch noch so lange dauern, der Tag der Erlösung kommt: Oft überraschend und unerwartet, manchmal aber auch langsam und viel versprechend, wird es spürbar. Man läuft wie sonst auch aber alles ist unerwartet verändert: Die Luft ist wärmer, das Laufgefühl verbessert sich, die Schritte fallen leichter, alles ist hell und freundlich. Sogar die Begegnungen mit den anderen Läufern sind ebenfalls irgendwie anders, man hat das Bedürfnis zu grinsen.

Mit einemmal verspürt man auch wieder Lust auf einen Wettkampf. Vielleicht einen Halbmarathon oder doch noch den Frühlingsmarathon in Angriff nehmen? Wie viele Wochen sind noch Zeit? Die Motivation ist wieder da. Es hat sich also doch gelohnt, nicht aufzugeben und in den Trainingswinterschlaf zu versinken.

Bemühen wir uns, dieses Gefühl mitzunehmen! Es für den nächsten langen Winter im Gedächtnis zu behalten und erinnern wir uns dann, wenn die „bösen“ Zweifel sich uns wieder bemächtigen und vom Training abhalten möchten: „Wer immer strebend sich bemüht, der wird auch erlöst“!

Dr. G. Heidinger
g.heidinger@maxfun.at

Dr. G. Heidinger

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