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Über das Aufgeben: Stirb stehend

13.11.2007, 12:00:00
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Perdurabo – Ich werde ausharren bis zum Ende.

Die Starterzahlen bei Halb- bzw. Marathonläufen, Triathlonbewerben oder anderen Ultraausdauerwettkämpfen boomen, die Angebote, zur Auslotung der persönlichen Leistungsgrenzen sind kaum mehr zu überblicken und wer wissen möchte, wie es sich anfühlt, den Körper an diese Schranke heranzuführen, findet Gelegenheiten genug. Was aber tun, wenn man sich an eine derartige Herausforderung herangewagt hat und währenddessen feststellen muss, dass diese wohl doch ein wenig zu mächtig war?

Aufgeben tut weh, vor allem, wenn man es nicht vor den hämischen Blicken der Anderen verheimlichen kann. Noch mehr verdrießlich aber kann es sein, wenn man im Vorfeld, auf präventive Bewunderung hoffend, schon Verwandten und Freunden von seinem Vorhaben erzählt hat. Der Kampf gegen das Aufgeben etwa bei einem Marathon wird dann noch um Einiges unangenehmer.  

Zunächst mag man es ja noch nicht glauben, ignoriert den immer dringlicher werdenden Wunsch, einfach stehen zu bleiben, sich an den Straßenrand zu setzen und den Vorbeilaufenden erleichtert zuzusehen. Man hat immer mehr Mühe, das vorgenommene Tempo zu halten, betrügt sich schließlich, indem man nicht mehr auf die Uhr sieht und keine Kilometerzeiten mehr kontrolliert. Irgendwann aber hat sich die tränenreiche Realität auch bis in den Kopf vorgearbeitet, und die Phantasie sorgt für wunderschöne Illusionen von kalten Getränken, schmackhaften Nahrungsmitteln, die man sich, gemütlich sitzend, gönnt bis man schließlich sicher ist, dass es nichts Schöneres geben kann, als diesen Lockungen nachzugeben. Zuletzt ist man überzeugt, dass es vollkommen idiotisch sei, sich so etwas anzutun, belächelt die armen Zwanghaften um ihres Wahnes, der sie meinen macht, dass derartige Qualen sinnvoll sind. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollten Sie sich noch ein paar Augenblicke weiterquälen und über Folgendes nachdenken:  

Es gibt mit Sicherheit Gründe, die eine Aufgabe rechtfertigen. Gefährliche körperliche Probleme müssen ein Grund sein, einen Wettkampf aufzugeben. Täuschen Sie sich aber nicht selbst, nur wenig Körperliches gibt es, das tatsächlich bedrohlich ist. Muskelschmerzen, wenn auch noch so unangenehme, Krämpfe, Blasen etc. sind in den allermeisten Fällen wesentlich weniger dramatisch als man meint. Seien Sie in einem solchen Fall ehrlich zu sich!  

Ansonsten gibt es doch kaum einen Grund stehen zu bleiben, vor allem dann nicht, wenn es sich um den ersten Versuch über eine derartige Distanz handelt. Wer schon unzählige Male den Beweis erbracht hat, dass er ins Ziel kommt, der wird aber auch wissen, in welchem Fall er es sich und seiner Psyche gestatten kann, aufzuhören – für einige Wenige ist dies sogar die größere Herausforderung.  

Versuchen Sie daher alles, wirklich alles, bevor Sie tatsächlich die Startnummer abnehmen, machen Sie sich zuvor bewusst, wie schmerzvoll dieser Moment sein kann – meditieren Sie über diese Gedanken, denken Sie ganz intensiv daran. Betrachten Sie das Bild, wie Sie am Streckenrand stehen, die Nummer abnehmen und sich hinsetzen, wie Sie dort sitzen, immer seelenwunder werdend, die Vorbeilaufenden nicht wie irrtümlich geglaubt belächeln, sondern beneiden. Prägen Sie sich ein was Quintus Horatius Flaccus in der dritten Ode seines Ersten Buches sagt: „Stirb stehend“ und laufen oder notfalls gehen Sie weiter!  

Sollten Sie aber bereits sitzen, dann stehen Sie nochmals auf und machen Sie weiter, nichts anderes mehr denkend als: „Perdurabo – Ich werde ausharren bis zum Ende“.    

 

Dr. G. Heidinger  
g.heidinger@maxfun.at

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