MaxFun Sports Laufsport Magazin
Alles „Nordic Walking“
05.10.2007, 12:00:00
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Waren die Laufstrecken und Waldwege vor wenigen Jahren noch nahezu ausschließlich von Läufern bevölkert und bestenfalls vereinzelt ein Geher zu entdecken, hat sich binnen relativ kurzer Zeit ein neuer Sportboom durchgesetzt, dessen rasanter Erfolg wohl kaum mit etwas anderem zu vergleichen ist. Viele Versuche hat es schon gegeben, die Menschen zur Bewegung zu bringen, keinem aber ist das gelungen, was Nordic Walking geleistet hat. Anfangs bestaunt, vielfach auch belächelt, hat man sich mittlerweile an das Bild der dahinspazierenden Menschen mit Stöcken gewöhnt. Während früher die normale Erscheinung des Sportlers in den allermeisten Fällen auch körperlich eine gewisse Konformität zeigte, ist es durch Nordic Walking nahezu jedem möglich geworden, ohne schief angesehen zu werden, eine sportliche Tätigkeit auszuführen. Vater, Mutter, Kind, Oma, Opa, Tante, Onkel und wahrscheinlich auch bald Hund und Katz walken durch die Landschaft. Oftmals hat man als erfahrener Sportler allerdings das kaum zu bewältigende Bedürfnis, den einen oder anderen dieser, mittlerweile mit überzeugendem sportlichem Selbstbewusstsein, durch die Gegend wandernden Menschen anzuhalten und ihn aufzuklären. Nicht nur, dass sehr oft die Frage auftaucht, wozu denn diese beiden Stöcke dienen möchten, werden diese doch in den allermeisten Fällen einfach hinterher geschliffen. Häufig kann man auch beobachten, wie in Rudeln auftretende Walker gemächlich dahinspazieren, ihre Stöcke vergessend, ein Pläuschchen haltend. Nun soll hier nicht behauptet werden, dass diese Form der Bewegung eine negative ist oder gar eine an sich gute Sache angeschwärzt werden, sind es doch zumindest soziale Bedürfnisse, die hier sinnvoll und auch auf gesunde Art und Weise abgedeckt werden. Einige der netten Damen und Herren wären ohne Nordic Walking vielleicht eher in den Konditoreien anzutreffen. Darüber hinaus ist ja auch das Gehen mit nachgezogenen Stöcken eine brauchbare Form der körperlichen Bewegung. Derart betrachtet, wäre dem nichts mehr hinzuzufügen, bliebe da nicht eine Seite dieser neuen Bewegungsart, deren Problematik nicht übersehen werden sollte: Werbung und Sportartikelhandel suggerieren den unerfahrenen Leuten, die nach einer für sie passenden Einstiegsmöglichkeit in den Sport suchen, dass Nordic Walking Dinge zu leisten im Stande sei, die vieles andere übertreffen. Unglaubliche Mengen an Kalorien könnten verbraucht werden, eine überwältigende Menge an Muskeln würde trainiert, ganz zu schweigen von dem beispiellosen Anwachsen der konditionellen Fähigkeiten. Man stürmte und stürmt weiterhin in die Sportgeschäfte, ersteht Stöcke zu Preisen, die fast glauben machen, dass in diesen Stöcken auch noch magische Kräfte versteckt sein müssten, kauft zusätzliche Utensilien wie Handschuhe, Trinkgurte und noch vieles mehr, um dann ein Stündchen zu gehen. An sich noch immer kein Problem, haben doch die Händler ihre Freude und die Walkenden ebenso. Kritisch wird die ganze Sache jedoch spätestens dann, wenn die „erschöpften“ Nordic Walker nach einer oder eineinhalb Stunden der Meinung sind, dass sie es sich nun verdient haben, den immensen Kalorienverbrauch wieder ersetzen zu müssen und Nahrungsmengen zuführen, die sie, der Werbung und den vielen ahnungslosen selbsternannten Fitnessexperten vertrauend, meinen verbraucht zu haben. Dann nämlich wird es nicht lange dauern und der oder die Walker werden noch mehr finanzieller Mittel bedürfen, weil sie auch noch XL Sportbekleidung erwerben müssen. Ein kleines Rechenbeispiel für alle Nordic Walker, das jedoch keinesfalls vom Walken abhalte möchte, sondern mehr zur Motivation gedacht ist: Wenn Sie eine Stunde walken, so werden sie durchschnittlich 6-8 Kilometer zurücklegen. Pro Kilometer und Körpergewicht können Sie etwa 1 Kalorie als Verbrauch annehmen. Dies ergibt z.B. bei einer 60 Kilogramm schweren Frau 360-480 Kalorien. Sie wissen wie viele Kalorien eine Pizza hat oder eine Käsesemmel? Belohnen Sie sich nach ihrer Bewegung aber achten Sie darauf, dass es keine Bestrafung wird. Dr. G. Heidinger MaxFun Link: www.MaxFun.cc |