MaxFun Sports Laufsport Magazin
Zeit und Raum
08.02.2006, 12:00:00
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Laut Viktor Frankl ist die Vergangenheit das einzig Existente, das wie Stroh in Scheunen gehortet wird und wenn man die Scheunentür öffnet, kann man seine Sammlung betrachten. Doch wo sind sie, diese Scheunen? In unseren Hirnen? Man kann sie nicht greifen. Man kann sie nicht riechen, nicht sehen, nicht schmecken. Ist die Vergangenheit nichts weiter als die Anhäufung von miteinander kombinierten, sehr verschwommenen chemisch-elektrischen Vorgängen in unseren Körpern? Ist die Vergangenheit eine Kirche, vor der man steht und deren Architektur man bewundert, wissend oder viel besser glaubend, dass dieses Gebäude in der Vergangenheit errichtet wurde? Man kann die Arbeiter nicht mehr dabei bewundern, wie sie einen Stein auf den anderen setzen. Ist die Vergangenheit nur Einbildung? Leben wir doch in der Gegenwart, die allerdings immer (?! welch unpassend´ Wort) sofort Vergangenheit ist? Oder lasset uns die Zukunft betrachten (nicht wörtlich nehmen!)! Ein Auto, das mit hundertzwanzig Stundenkilometern auf einen Baum zurast, der nur noch einen Meter entfernt ist, wird mit ziemlicher Sicherheit in 3,3 Hundertstelsekunden in diesen hineinknallen. Wie das aussehen wird, kann man sich etwa vorstellen. Und doch befindet sich das Auto, wenn man nur diesen Moment betrachten könnte, noch einen Meter vom Baum entfernt, das Ereignis 3,3 Hundertstelsekunden später ist noch nicht eingetreten. Wir wissen oder glauben jedoch, wie die Zukunft des Autos und des Baumes aussehen wird. In dem Moment, in dem das Auto dann tatsächlich in den Baum hineinknallt, ist aus der Zukunft Gegenwart und sofort wieder Vergangenheit geworden. Zeit ist untrennbar mit Raum verbunden. Innerhalb einer gewissen Zeitspanne gelangt alles von A nach B oder C oder sonst wohin. Frau Huber braucht eine halbe Stunde von zu Hause zur Arbeit. Haile G. braucht knappe 59 Minuten für einen Halbmarathon. Die sauerstoffhaltige Luft braucht bei einem Atemzug etwa zwei Sekunden, um von zehn Zentimeter vor dem Mund in die Lunge zu gelangen. Es geht nicht ohne Zeit und Raum, zumindest nicht in unseren Hirnen. Wenn man allerdings lange über den Begriff Zeit nachdenkt, scheint diese immer mehr zu einem Gebilde zu werden, das sich nicht definieren, nicht begreifen lässt, auf der anderen Seite führte sich unsere gesamte Existenz völlig ad absurdum ohne Zeit. Nichts wäre von Belang, existierte sie nicht. Man bräuchte keinen Marathon zu laufen, da sowieso jeder gleich lang (?! Welch unpassend´ Wort abermals) benötigte. Man bräuchte nicht in die Arbeit fahren, da man gleichzeitig (ebenfalls unpassend) überall und nirgendwo wäre. Vielleicht machen Sie sich einmal Gedanken über Zeit und Raum, wenn Sie das nächste Mal nach einer Bestzeit streben. Aber drehen Sie dabei nicht durch! Christian Kleber MAS Christian Kleber Link: www.MaxFun.at |