MaxFun Sports Laufsport Magazin

Success is a journey not a destination - oder Warum Ausdauersport?

08.02.2006, 12:00:00
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Wie viele Gedanken machen wir uns über das “Wie” unseres Sports? Wann ist der richtige Zeitpunkt für das „Tapering“, wie viele Stunden Umfang sollte ich heuer in der speziellen Vorbereitung machen. Welches Intervalltraining ist das richtige?

Nicht dass die Auseinandersetzung mit solchen Fragen unwichtig wäre doch in den folgenden Zeilen ist es ein anderer Aspekt, der angesprochen werden soll. Es geht um die Frage nach dem „Warum“. Leider kommt es in vielen Ausdauer - Foren und Magazinen nur selten zur Diskussion und Beantwortung solcher grundsätzlichen Fragen: Warum trainiere ich überhaupt mehrmals pro Woche? Ist es ein Leistungsziel, das ich anstrebe, tue ich es einfach nur um gesund zu bleiben, oder möchte ich einfach einen Ausgleich zu meinem stressigen Beruf?

Im Zusammenhang mit dieser Thematik können folgende Daten von Interesse sein:

· 60% der Österreicher sind inaktiv
· 20% der Österreicher sind fettleibig (adipös- BMI über 30, Körperfettanteil über 30%)
· Durch körperliches Training lassen sich viele Risikofaktoren f. verschiedene Krankheiten (Herz/Kreislauf, Stoffwechselerkrankungen, Krebs) signifikant reduzieren.
· Die Haupttodesursachen in der westlichen Welt sind auf Bewegungsmangel und Überernährung zurückzuführen. (Lifestyle Factors)
· Bewegung ist also lebensnotwendig.

Dazu ist aber auch noch eine weitere Ebene der sportlichen Bewegung von Belang, nämlich der oft vernachlässigte Gegensatz zwischen Wettkampf und Erlebnis.

Für viele Leser dieser Zeilen ist das Thema „Leistung“ wahrscheinlich ein wichtiger Aspekt. Vielleicht aber sollte der eine oder andere sich doch hin und wieder die Frage nach dem Ziel stellen. Unrealistische Zielsetzungen führen oftmals zur Frustration. Wie aber schon aus dem Eingangszitat zu entnehmen ist, geht es nicht immer nur um das Ziel, sondern auch um den Weg dorthin, worauf im Trainingsalltag sehr oft vergessen wird.

Das Neuüberdenken der eigenen Leistungsziele, kann manchmal neue Antworten auf die Frage nach dem Warum bringen. Genauso kann die Veränderung von „schneller, höher, weiter“ hin zu „langsamer, intensiver, phantasievoller“ ein Weg sein.

Um diesen Gedanken zu verdeutlichen, ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Nachdem ich heuer verletzungsbedingt beim Ironman Austria aufgeben musste, war nach vielen aktiven Saisonen irgendwie die „Luft raus“. Jetzt habe ich versucht neue Wege zu gehen. Mit dem Fahrrad 100km zu einem Berg fahren, dort hinauf und hinunterlaufen, dann wieder 100km zurück. Ohne Leistungsdruck und ohne „Schinderei“ des Wettkampfes. Reines Natur und Körpererlebnis.

Zum Abschluss noch ein paar Gedanken zu der Frage warum jemand per Sport an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit geht. Oftmals geht es um einen einfachen, lustvollen Bewegungsrausch, der sich durch monotone Bewegungsrhythmen einstellt, und der eine Einheit von Dasein und Erfahrung, von Bewegung und Körper erleben lässt. Diese Flow-Erfahrungen können aufgrund ihres lustvollen Seins zum Genuss von Anstrengung führen, die bis zum Genuss von Schmerz gehen kann und für den einen oder anderen in einer Schmerz Ekstase gipfelt.

Dazu passt meiner Meinung nach auch der Begriff „Körpererlebniskunst“ sehr gut. Körpererlebniskünstler gehen nicht einfach davon aus, dass Rausch Spaß macht, sondern dass zu diesem Spaß auch Könnerschaft, Beherrschung, Einübung gehört, und zum Rausch nicht nur Askese, sondern dass diese auch Spaß machen muss. Es kommt allerdings nicht darauf an, immer und überall Spaß zu haben, sondern am rechten Ort zur rechten Zeit, mit den geeigneten Mitteln und vor allem mit den geeigneten Partnern. Und dies zu realisieren, ist tatsächlich eine schwere Kunst, denn dazu braucht man nicht nur Erfahrung und technisches Können, sondern auch die Zivilisierung und Disziplinierung des Willens zum Rauscherleben.

Diese Gedanken wurden einer sportphilosophischen Arbeit entnommen, und sind grundlegende Antworten auf das „Warum“. In diesem Sinne: Moveor ergo sum (Ich bewege mich, also bin ich)

Markus Ratz, MAS
Sportphilosoph

Markus Ratz

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