MaxFun Sports Laufsport Magazin

Moveor ergo sum

15.04.2005, 12:00:00
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Ich bewege mich, also bin ich: Alles ist gut!

Rund 400 Jahre ist es her, seit Rene´ Descartes die entscheidende Wende in der abendländischen Philosophie einläutete. Seine Suche nach einem sicheren Fundament, auf dem sich alle weitere Erkenntnis aufbauen sollte, unterschied sich radikal von allen bisher in der Philosophie geübten Denkpraktiken.

Vieles ist seit Descartes gedacht worden, vieles hat sich verändert, die Suche nach Erkenntnis, nach der Wahrheit, nach Sinn aber ist dem Menschen noch immer inhärent. Descartes hatte seine Antwort in den Möglichkeiten des Zweifelns gefunden, hatte den zweifelnden Verstand als einzige Methode gesehen, um sich seiner eigenen Existenz sicher sein zu können – „Cogito ergo sum“ war seine berühmte Schlussfolgerung.

Nun ist ja im 21. Jahrhundert der Zweifel an allem angesichts der Vielfalt der Welt nichts Ungewöhnliches mehr. Hat man allerdings einmal zu zweifeln begonnen, so kann es leicht sein, dass man sich auf einen Weg begibt, der kein Ende findet und der noch dazu immer schwieriger und ausgedehnter wird. So mancher hat hierbei nicht nur die Orientierung, sondern auch sich selbst verloren.

Freilich mangelt es gerade in der uns umgebenden pluralistischen Welt nicht an Angeboten zur Neuorientierung für Suchende. Eine damit zusammenhängende immer mehr um sich greifende Wiederkehr der Transzendenz zeigt sich nicht nur in säkularen und politischen Vereinigungen, sondern auch in den zahlreichen Erlöserbewegungen, in Psycho- Logo- und Gruppentherapien. Allen gemeinsam ist eine ominöse Suche nach Sinn und ein oft seltsame Blüten treibendes Streben nach Selbsttranszendierung.

Gewiss bleibt es jedem selbst überlassen, welches der vielen Angebote er wahrnehmen möchte, ob er dies überhaupt tut oder gleichsam seinen eigenen, ganz persönlichen Weg finden möchte. Unzählig sind die Methoden der Suchenden und immer neue Möglichkeiten tun sich auf.

Inmitten dieser vielen Praktiken fällt aber auch eines auf: Anhaltend mehr Menschen suchen und finden Gefallen an der Bewegung. Tausende, ja Zehntausende laufen bei Marathonveranstaltungen durch Großstädte, suchen mehrmals wöchentlich Fitnesstempel auf oder bewegen sich, wie in letzter Zeit immer häufiger zu beobachten, mit Stöcken wandernd durch die Landschaft.

Hier erschließt sich uns ein ganz neues Potential, nicht nur auf dem Weg zu mehr Gesundheit oder leistungsfähigeren Körpern. Diese Methode, die, wenn man sie beherrscht und lange genug einübt, ist ebenfalls geeignet, sich der Sicherheit seiner eigenen Existenz bewusst zu werden, so manchen Zweifel zu überwinden und zumindest einen kleinen Schritt auf dem Weg zur Sinnfindung zu tun.

Kennen Sie das Gefühl? Gepeinigt vom Cartesianischen Zweifel, wissen Sie nicht, was eigentlich der Sinn dieses ganzen täglichen Bemühens sein soll. Sie fühlen sich, als wären Sie unversehens in einen tiefen Strudel geraten und würden herumgewirbelt, dass Sie auf dem Grund nicht Fuß fassen, aber auch nicht zur Oberfläche empor schwimmen können.. Alles Jammern und Fluchen hilft nicht und niemand, inklusive Sie selbst, versteht, was eigentlich genau das Problem ist, mit dem Sie sich herumschlagen.

Und dann, der letzte Versuch sich zu retten, den Zweifel an allem zu überwinden, wenigstens irgend etwas Sinnvolles zu tun: Sie ziehen ihre Laufschuhe an (oder auch die für Ihr Fahrrad), trotten - zunächst noch widerwillig - aus dem Haus und setzen sich - ebenfalls noch widerwillig - in Bewegung.

Zunächst erscheint Ihnen auch diese Sache als relativ nutzlos, ja töricht, doch von Schritt zu Schritt (oder Tritt zu Tritt) ergeben Sie sich in die Monotonie der Bewegung. Langsam löst sich so mancher betrüblicher Gedanke, Körper und Geist vereinen sich zunehmend, werden zu einer Einheit. Die Bewegung nimmt mehr und mehr vom Geist Besitz, vertreibt die quälenden Grübeleien, lässt keinen Raum mehr für den Zweifel oder die Sinnfrage. Sie bewegen sich weiter, gewinnen zunehmend Freude an diesem Empfinden, beginnen zu ahnen, wo er zu suchen ist, der Sinn des Daseins. Sie können diese Ahnung zwar nicht in Worte fassen, was aber auch überhaupt nicht mehr nötig ist, es reicht die Ahnung, die Ahnung des Absoluten. Je länger sie dauert, ihre Bewegung, desto klarer wird es, ein einziger Gedanke oder besser ein einziges Gefühl bemächtigt sich von Schritt zu Schritt Ihrer Einheit von Körper und Geist: „Moveor ergo sum“ – „Ich bewege mich, also bin ich“: Alles ist gut!

Anmerkung: Das etwas andere Laufseminar: „Moveor ergo sum“ findet vom 2. bis 4. Juli im Stift Zwettl statt. Wer mit uns die Bewegung mit geistiger Reflexion verbinden und Laufen um der Bewegung willen erleben möchte, schickt ein unverbindliches mail an: moveor@chello.at

Mag. Dr. Günter Heidinger

Link: www.bodycoach.at

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