MaxFun Sports Laufsport Magazin

Markus, wir brauchen dich! (Folge 22)

31.03.2005, 12:00:00
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Die Zeit für einen Offenbarungseid war gekommen.

In den letzten Folgen: Markus und Doris haben sich vorgenommen, im Mai am Vienna City Marathon teilzunehmen. Für beide ist es das erste Mal. Doris ist voller Begeisterung und Vorfreude, muss aber bereits zwei Wochen wegen einer Beinhautentzündung mit dem Lauftraining pausieren.

Wer genau damit angefangen hatte, konnte anschließend niemand mehr sagen, aber alle waren wie in Partylaune. Firmenchef Schneider hatte sie im Besprechungsraum versammelt: Peter, der nach seinem Herzinfarkt mit mehr Ruhe und weniger Ballast am Körper wieder zu arbeiten begonnen hatte; John, der Spieler, dem alles leicht von der Hand zu gehen schien; Markus, der sich immer vollends in seine Aufgaben vertiefen konnte; einige neue Programmierer, die ihre Ideen nicht immer ganz auf die Reihe brachten aber für Schwung sorgten, die Sekretärinnen, die Leute vom Rechnungswesen ... – wie die zwölf Apostel saßen sie am Tisch, bei Cola, Kaffee und stillem Mineralwasser. Der Verkauf ihrer Wireless Solutions, die Schneider und Markus im Herbst in New York ankurbeln wollten, entwickelte sich zur unendlichen Geschichte.

Markus kannte die Sache in- und auswendig und erlaubte es seinen Gedanken, von der Diskussion wegzutauchen, es summte immer noch behaglich in seinem Kopf, wenn er an den schnellen Lauf gestern Abend dachte. Doris hatte ihre neuen Laufschuhe an, als sie ihn am Rad begleitete – wenn schon nicht laufen, dann wenigstens neue Schuhe, sagte sie – und zog ihn über die Piste. Irgendetwas ging leichter an diesem Sommerzeitabend, wie von einem unsichtbaren Band fühlte er sich vorwärts gezogen, die Schritte wurden schneller und leichter, als er es bisher kannte, zum Glück hatte er die kurze Hose an. Fast eine Stunde hielt Markus durch, und als Doris zu Hause ihre abklingende Beinhautentzündung mit einer Salbe behandelte fühlte er eine angenehme Müdigkeit durch den Körper kribbeln, bewegungslos blieb er auf der Couch, um nur ja nichts an diesem Zustand zu verändern ... – „Markus ist doch ein Läufer!“, hörte er aus der Entfernung. Ja genau, das bin ich, dachte er zufrieden. „Hey, Markus, wir machen eine Marathon-Staffel. Bist du dabei?“ Einigermaßen perplex fand er sich wieder im Besprechungszimmer und sagte mit Verzögerung: „Das wird aber schwierig ...“

Doch die Diskussion ging erst los. „Wie nennen wir uns? Wir brauchen einen Namen für die Staffel.“ – „Wie lange muss man laufen?“ – „Ich schlage vor: Schneiders Schnellste.“ – „Vier Leute müssen es sein.“ – „Die kürzeste Strecke ist knapp sechs Kilometer.“ – „Wireless Wonder!“ – „Wer läuft den dritten Abschnitt?“ – „Machen wir zwei Mannschaften!“ – „Also gut: Horst macht den Anfang, Peter die sechs Kilometer, John läuft ins Ziel, und dann brauchen wir noch ....“ – „Markus, wir brauchen dich!“, sprach ihn der Firmenchef direkt an. „Das wird aber schwierig“, sagte Markus nochmals in langsamen Sprechtempo. Der Zeitpunkt für den Offenbarungseid war unweigerlich gekommen. „Ich meine, äh, ich möchte den ganzen Marathon laufen.“

Das schlug ein wie ein Torschuss in der 87. Minute. „Heeeeh! Super! Unser Marathonmann. Du hättest uns das wohl nie erzählt, oder was?“ Derartigen Überschwang hat das Besprechungszimmer noch nicht erlebt. „Okay, okay“, nahm Schneider die Fäden wieder in die Hand. „Wir brauchen jedenfalls noch einen Läufer oder eine Läuferin für die Staffel, Vorschläge jederzeit willkommen.“

Zwei Stunden später ließen Markus und Peter ein paar geplante Verfeinerungsmodule für die Wireless Solutions durch ihre Gehirne laufen, als Schneider ihnen noch einige Details mitteilen wollte. „Und du traust dir die sechs Kilometer tatsächlich zu?“, fragte er Peter dann. Seltsam, der stets sachliche und korrekte Boss hatte bisher nie den Eindruck gemacht, als würde er sich auch Gedanken über das Befinden seiner Mitarbeiter machen. „Ja, das kann ich. Don’t worry, seit der Rehabilitation weiß ich wahrscheinlich genauer als jeder andere hier im Haus, was ich mir zutrauen kann.“ Schneider nickte beruhigt. „Ich hab mir schon gedacht, dass sich bei dir etwas verändert hat“, wandte er sich an Markus. „Du machst einen souveräneren Eindruck seit einiger Zeit, und bist zugänglicher geworden, sagt man mir.“ Markus war zum zweiten mal an diesem Tag perplex. Freundlichkeiten wirken dann am stärksten, wenn man sie nicht erwartet. „Keep on running!“, verabschiedete sich Schneider mit einem Lächeln.

Fortsetzung folgt ...



Der Bericht wurde vom Veranstalter selbst im Eventmanager von MaxFun.cc eingetragen

Doris du schaffst es

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