MaxFun Sports Laufsport Magazin
Imagine (Folge 29)
18.05.2005, 12:00:00
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Der Himmel war so blau und verführerisch in diesen Augenblicken, man wünschte sich nichts anderes, als dahinzulaufen mit unverstelltem Blick ins Blauspektrum des Universums, und zu sehen, wie weit der Horizont reicht. Nichts anderes war wichtig, und nichts anderes war so schön, als dahinzulaufen, mühelos, wie auf einer Welle, ja, der perfekten Welle – aber Doris! Was machst du? Wo bist du denn unterwegs? Irgendwo im Blauen, dabei ist doch der Start, heute ist der Start und wo bleibst du? Mach dich auf den Weg, noch kannst du es schaffen! Nimm nicht das Auto, nimm die U-Bahn, dann kommst du vielleicht noch rechtzeitig hin. Aber es wird knapp. Was alles noch erledigt werden muss zuvor, und die Füße bewegen sich nicht so, wie du es gewohnt bist, die Luft wird zähflüssig und lässt dich nicht vorwärts kommen. Der Start, ich muss doch zum Start!, willst du schreien, aber die Schallwellen pflanzen sich nur in Zeitlupe fort und sterben ab, bevor sie jemand hören kann. Jetzt, immerhin schon bei der Straßenbahn, sie fährt auf dich zu, Doris, minutenlang, aber sie kommt nicht näher. Du musst laufen, sonst kommst du nicht mehr zum Start, Doris. Du kannst doch laufen, du schaffst es noch! Mit aller Kraft bewegst du dich vorwärts, als wäre dein ganzer Körper von klebrigem Gel umgeben, in dem du nicht schneller voran kommst, als einen Meter pro Minute. Ein Meter pro Minute, das geht sich nicht mehr aus, nein, das geht sich sicher nicht mehr aus ... Ein halbes Jahr umsonst trainiert, nur weil du den Start versäumst, Doris. Das darf doch wirklich nicht wahr sein, Doris! Doris!!! Verwirrt schlug sie die Augen auf. Noch waren ein paar Tage bis zum Marathon. Sie würde laufen, ganz sicher. Sie würde nicht zu spät kommen, so etwas passiert nicht im wirklichen Leben. Keep cool, keep cool. Seltsam, wofür man seine Energie aufwenden muss, dachte sie noch und begann wieder langsam unter die Schlafoberfläche einzutauchen. Den unerwünschten Träumen setzte sie am Tag die erwünschten entgegen: Der ruhige Morgen, wenn sie in der Früh zum ersten mal vor die Tür treten wird; das riesige Feld der Teilnehmer zwischen den Hochhäusern; der Sog des Laufes, der sie durch die Stadt tragen würde. Bei Schönbrunn stehen zum ersten mal die Arbeitskollegen an der Strecke. Voll Stolz wird sie mit ihrer Startnummer unterwegs sein und jeden Kilometer als kleinen Erfolg feiern. Die Anstrengung wird ihr nichts anhaben können. Man kann ja auch gehen zwischendurch, und dann wieder weiter laufen. Die ganze Strecke ist gespeichert im Kopf, hoffentlich auch in den Beinen. Wie wird es sein, wie wird es sich anfühlen? Muss man leiden oder schwebt man dahin? Wird es schwer oder läuft es wie von selbst? Kommt der große Tiefpunkt? Oder kommen die Glückshormone? Den Zieleinlauf sieht sie schon fest vor sich. Kürzlich hat sie in der Stadt einen Umweg genommen, um über den Heldenplatz zu gehen, einmal rundum zu schauen und durchzuatmen, ganz tief. In einem langen Atemzug, ein und aus, ist sie dabei den Marathon gelaufen, von der Reichsbrücke bis hier her, und kurze Zeit später gleich noch einmal. Am Sonntag wird es länger dauern, aber hier werde ich wieder stehen und es geschafft haben, dachte sie, und Markus auch. Fortsetzung folgt ... Der Bericht wurde vom Veranstalter selbst im Eventmanager von MaxFun.cc eingetragen Doris du schaffst es .... |