MaxFun Sports Laufsport Magazin
Echt polar (Folge 14)
28.01.2005, 12:00:00
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Doris hatte in der Mittagspause einen Tipp bekommen: „Du glaubst es nicht, aber man kann traumhaft laufen – geräumte Wege, kein Verkehr, wie eine große Spielwiese!“ Es war einen Versuch wert. Ihr Marathonplan lautete vorerst: mindestens dreimal pro Woche laufen, besser vier mal. Einmal „länger“, einmal „schneller“. „Gut“, dachte Doris. „Der Winter bricht ein, ich aber nicht.“ Der Schneefall war bereits vorüber am Abend, und es sollte einer der außergewöhnlichsten Trainingsläufe werden, die Doris bisher unternommen hatte. Und etwas anderes als Trainingsläufe hatte sie bisher noch nicht unternommen. Die Gehsteige und Straßen waren zuckerbraun an manchen Stellen, locker wie Wüstensand, uneben wie eine Buckelwiese. Sie rutschte und wankte, aber wenn sie die Fußgänger überholte, die zu dieser Zeit noch unterwegs waren, fühlte sie sich leicht wie ein Tänzerin. Die Straßenlampen strahlten ihr oranges Licht aus. Nach wenigen Minuten hatte sie die Laufstrecke erreicht. Alles, die Wege, Alleen, Bäume, Kreuzungen, Geräusche und Gerüche hier waren wie ohne Verbindung zum umgebenden Netz der Stadt. Der Untergrund war fest, die Luft schneidend. Da und dort hatte der Wind eine extra Schneeschicht angeweht. Ihre Zehenballen rutschten beim Abdruck nur wenig. Erstaunlich gut waren die kleinen Unebenheiten zu sehen. Sie war überrascht, wie sich alle Muskeln vom Fußaufsatz bis hinauf zu den Schultern wohl fühlten. Kinder fuhren Schlitten auf einem kurzen Hang: „Einmal noch, einmal noch!“ Nur zwei andere Läufer hatte sie bisher gesehen, wie verschworen blickten sie einander an. Man sah weit in die Umgebung. Hellerleuchtete Fenster in der Entfernung, Schornsteine, Rauchwolken, Antennen, Blinkzeichen. Die offene Schneefläche einer Lichtung nahm die Dunkelheit noch nicht zur Kenntnis. Sie lief weiter ins Waldgebiet, die Bäume bildeten tiefe Schluchten und obenauf klebten wie dicke, schwarze Punkte Hunderte Krähen. Ihr Krächzen pflanzte sich weit durch die Kaltluft fort. Schwärme von Flügelschlägen querten immer wieder den Himmel. Sie achtete nicht mehr auf ihre Schritte, die Arme, die Atmung. Sie flog jetzt wie mit den Krähen über den Boden, wusste nicht, wo sie genau sie sich befand und wie weit sie bereits gelaufen war. Der Wolkenhimmel war dünn und geradezu durchsichtig geworden, eine sanft vom aufgehenden Mond erleuchtete Kuppel, die sich über die Wege spannte. Doris lief wie auf einer Welle. Obwohl es Ende Jänner war und 20 Uhr schien ihr, als wäre dies der hellste Tag, den es in diesem Jahr geben könnte. Sie lief weiter, und erst als sie wieder den Rückweg auf den Gehsteigen begann, spürte sie in den Beinen die Anstrengung und im Rücken den Schweiß ... Zu Hause angekommen wogte zwischen Thomas und Felix, den beiden Burschen, eine heftige Diskussion. Zwei Namen spielten eine große Rolle: Bode und Miller. „Du wirst es nicht glauben“, wandte sich Doris an Markus. „Aber man kann traumhaft laufen.“ „Cool“, schaltete sich Thomas sofort dazwischen. „Und wann gehen wir Schifahren?“ Fortsetzung folgt ... Der Bericht wurde vom Veranstalter selbst im Eventmanager von MaxFun.cc eingetragen Doris du schaffst es |