MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der Tag der Tage (Folge 3)
05.11.2004, 12:00:00
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Mit enormer Geschwindigkeit setzte sich der Lift in Bewegung und brachte die beiden in den 65. Stock des Rockefeller Centers, zum Firmensitz der Innovativ Company, einem der größten Anbieter für Internetlösungen. Über 2.400 Mitarbeiter arbeiten für dieses Unternehmen, alleine 467 in der Abteilung für new business developement. Sehr freundlich wurden die beiden Österreicher empfangen und in einen Besprechungsraum geführt, der an technischen Möglichkeiten keinen Wunsch offen ließ. Nach dem üblichen Small Talk und Vorstellungsprozedere begann für Markus die große Stunde. Deutlich war ihm die Nervosität anzumerken. Sein sonst flüssiges Englisch wollte ihm nicht so recht über Lippen kommen und er merkte schon nach wenigen Minuten, wie seinem Chef, der schräg links vor ihm saß, die Anspannung ins Gesicht geschrieben stand. Markus’ Hände wurden feucht und er spürte, wie sich sein Hemd entlang der Wirbelsäule langsam an die Haut klebte. Sein Mund wurde immer trockener, seine Kräfte schwanden. Zwischenfragen konnte er nur äußerst holprig beantworten, weil ihm der Akzent der Amerikaner schwer zu schaffen machte und er die Anmerkungen erst nach wiederholtem Nachfragen verstand. Nach über eineinhalb Stunden quittierten die Amerikaner Markus’ Schlussworte mit einem freundlichen, aber zurückhaltenden Applaus. Man verabschiedete sich von den beiden mit der Bemerkung, dass dieses Projekt sehr interessant sei und man es in den kommenden Tagen intern noch diskutieren würde. Markus fühlte sich wie in einem Karussell, das sich viel zu schnell und zu lange gedreht hatte. Der Tag endete so, wie es kommen musste. Selbstvorwürfe. Die Frage nach dem „Warum?“ Hab ich das alles notwendig? Der Gedanke an das Häuschen am Stadtrand wird verdrängt, eigentlich glaubt Markus, ist es Zeit, alles hinzuschmeißen. Die Beziehung zu Horst, seinem Chef, hat sich durch diese - wie Markus glaubte - missglückte Präsentation nicht gerade verbessert. Er hat mit seinem Chef seit dem Verlassen der Innovativ Company nur ein paar knappe Worte gewechselt. Den Abend verbringt Markus alleine in einem Irish Pub in Manhattan, mit viel zu viel Bier und Zigaretten. Irgendwann schlägt er die Augen auf, geweckt von den allgegenwärtigen Sirenen der Feuerwehrautos und Rettungsfahrzeuge, die New York durchrasen. Wie lang hatte er geschlafen? Sein Kopf liegt bleiern in den Polster gepresst. Die Zunge klebt vom vielen Nikotin pelzig am Gaumen. Plötzlich schießt ihm die Erinnerung an den vergangenen Tag durch den Kopf. Panik ergreift ihn. Das Zimmer im Hotel wird ihm zu klein, er muss raus an die Luft. Der modrige Geruch des Hotelganges und die typische, von Benzin geschwängerte Luft in New York bringen ihn fast zum Erbrechen. Markus hat nur einen Gedanken, rein in den Central Park, wo die Luft besser sein sollte. Doch in Central Park South sind alle Straßen, die er queren will, gesperrt. Markus erkundigt sich bei einem Cop wegen der Absperrungen. Die freundliche Antwort lautete: „They are running the Marathon today. This is the last mile of the New York City Marathon.“ Markus sieht noch die gelösten Gesichter einiger der Tausenden Läufer. Er kennt Bilder vom Start dieses Laufes aus dem Fernsehen und wendet sich, während er eine Zigarette hervorholt, mit Unverständnis ab. Vorschau Am 15. November: Intensiv! Doris du schaffst es |