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100 Jahre Doping

25.07.2004, 12:00:00
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Für Dagmar Rabensteiner, die ihre Karriere offiziell im Vorjahr beendete, aber weiterhin rund 150 Kilometer in der Woche läuft, kam Doping nie in Frage. "Als Ärztin weiß ich um die unkalkulierbaren Risiken Bescheid."

Dennoch verwehrt sich Rabensteiner gegen allzu leichtfertige Verurteilungen von Spitzensportlern, die dopen - auch wenn sie diese keineswegs entschuldigen möchte: "Das sind die Endglieder einer langen Kette von Trainern, Betreuern und Fans", sagt sie, "ihr Beruf ist emotional anstrengender als jeder andere, und er verlangt, den ganzen Körper und das ganze Leben dafür zu geben. Ich war immer froh, als Ärztin noch einen anderen Beruf zu haben."

Soll man Doping also nicht überhaupt gleich freigeben? Der deutsche Dopingexperte Schänzer warnt davor entschieden. Die zwei Gründe liegen auf der Hand: der Gesundheitsaspekt und der Fairnessgedanke: "Dann hätten wir nämlich einen Wettbewerb der Pharmaprodukte." Dass das Motto der WADA - "play true!" - bei den Olympischen Spielen nicht für alle Athleten gelten wird, daran hat wohl nicht nur der Muskelforscher Bengt Saltin keine Zweifel: "Die Wahrscheinlichkeit, dass in Athen nicht gedopt wird, liegt bei null Prozent."

Geschichte des Dopings

1904
Der US-Läufer Thomas Hicks erhält beim Olympischen Marathonlauf in St. Louis von seinen Trainern eine Mischung aus Brandy und Strychnin, gewinnt, kollabiert nach dem Ziel - und wird nicht disqualifiziert.

1960
Nach der Einnahme von Amphetaminen stürzt der dänische Radfahrer Knut Jensen beim olympischen Straßenrennen und erliegt seinen Kopfverletzungen.

1967
Der britische Radrennfahrer Tom Simpson stirbt nahe dem Gipfel des Mont Ventoux auf der 13. Etappe der Tour de France. Er hatte einen Cocktail aus Amphetaminen und Brandy zu sich genommen.

1968
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) schreibt bei den Olympischen Spielen in Mexico City erstmals verpflichtende Dopingtests vor.

1972
Blutdoping, eine Erfindung des Schweden Björn Ekblom, wird vermutlich erstmals bei Olympia praktiziert: Dem Sportler wird rund ein Liter Blut abgezapft, auf Eis gelegt und kurz vor dem Wettkampf wieder eingeflößt. Der finnische Langstreckenläufer Lasse Viren verdankt dieser Methode vermutlich seine Goldmedaillen 1972 und 1976.

1976
Bei den Spielen in Montreal gewinnt die DDR unter anderem elf der 13 Schwimmwettbewerbe der Frauen. Ihre Trainer hatten die DDR-Sportlerinnen anabole Steroide schlucken lassen - und sie im Glauben gelassen, dass es bloß "Vitaminpräparate" wären.

1987
EPO wird erstmals systematisch als Dopingmittel eingesetzt. Allein in den folgenden drei Jahren sterben laut Zeitungsberichten 17 belgische und niederländische Radprofis, die sich das Mittel gespritzt haben.

1988
Der kanadische Sprinter Ben Johnson gewinnt den olympischen 100-Meter-Sprint in Seoul in Weltrekordzeit mit Hilfe des Steroids Stanozolol. Johnson verliert alles: Medaille, Rekord und Ehre.

1996
Die irische Schwimmerin Michelle Smith gewinnt bei den Olympischen Spielen in Atlanta vier Medaillen. Zwei Jahre später wird sie vom Internationalen Schwimmverband der Manipulation von Urinproben bei einer Trainingskontrolle bezichtigt und für vier Jahre gesperrt.

1998
Vier Tage vor der Tour de France wird ein Betreuer des Festina-Teams, der Belgier Willy Voet , mit einer riesigen Reiseapotheke an unerlaubten Dopingmitteln erwischt. Festina darf nicht antreten.

2001
Bei der Nordischen Ski-WM in Lahti werden sechs finnische Langläufer des Dopings mit dem Plasmaexpander HES überführt, das den infolge vorheriger Einnahme von EPO erhöhten Hämoglobinwert senkt.

2002
Der Wahlspanier Johann Mühlegg gewinnt bei den Winterspielen in Salt Lake City drei Langlaufwettbewerbe - gedopt mit der EPO-ähnlichen Substanz Darbepoietin. Er verliert alle drei Goldmedaillen, eine davon wird im Juni 2004 nachträglich dem Österreicher Christian Hoffmann zuerkannt.

Juni 2004
Verstrickungen mit Balco, einem US-Hersteller auf der Dopingliste stehender Substanzen, überschatten die Olympiavorbereitung der US-Leichtathleten; zehn Spieler von Juventus Turin werden des EPO-Missbrauchs beschuldigt; Zeitfahr-Weltmeister David Millar hat EPO-Doping zugegeben und fehlt deshalb bei der Tour de France

Dagmar Rabensteiner, Falter

Link: www.falter.at

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