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Herzversagen im Leistungssport

09.03.2003, 12:00:00
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Doping verursacht im Körper genau jene Schäden, die den plötzlichen Tod vieler junger Athleten erklären würde

Einer von fünf Spitzensportlern war der Kugelstoßer Ralf Reichenbach. Ihm folgten der Eishockey-Profi Mark Teevens, wenige Tages später der Fußballer Axel Jütner, dann sein Düsseldorfer Kollege Markus Packlack, der Bobfahrer Lars Bolte, die ehemalige Topsprinterin Florence Griffith-Joyner und der 29jährige Eishockeyspieler Stephane Morin.

Nach dieser Reihe von Todesfällen wurde die Frage aufgeworfen: wie kann es sein, daß ein Mensch, der bis dahin überdurchschnittlich leistungsfähig war, plötzlich tot zusammenbricht? Darüber, wie es zu den Todesfällen kommen konnte, geht die Meinung weit auseinander. Von den jährlich rund tausend Toten im deutschen Sport sind rund 90 Prozent Herztote. Bei Sportler um die vierzig Jahre sind fast immer krankhaft verengte Blutgefäße (Arteriosklerose) die Todesursache. Bei den unter 35jährigen dagegen ist es in 30 bis 40 % der Fälle eine krankhafte Veränderung des Herzmuskels (Kardiomyopthie), bei weiteren 15 bis 20 % eine akute Herzmuskelentzündung. Während manche Fachleute nicht ausschließen, daß sich die Zahl der Sporttoten in den letzten Jahren zu zufällig häuft, ist für den Molekularbiologen Werner Franke vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg dagegen unbestreitbar, daß viele der sehr jung verstorbenen Sportler Opfer ihres Anabolika-Konsums sind.

Anabolika sind Substanzen, die dem männlichen Sexualhormon Testosteron ähneln und die Bildung von Muskelmasse anregen. Ein Dutzend Studien in renommierten Fachblättern belegen einen solchen Zusammenhang. Bei den veröffentlichten Tierexperimenten und Einzelstudien an kranken Bodybuildern, Gewichthebern und anderen Athleten sind drei Nebenwirkungen auffallend. Allesamt erhöhten bekanntermaßen das Risiko für die beobachteten tödlichen Herzleiden. Die anabolen Steroidhormone verändern unter anderem die Architektur des Herzmuskels. Die Substanzen beschleunigen den Aufbau (Anabolismus) von Muskelmasse, sowohl in der Skelettmuskulatur als auch im Herzen. Mit dem unharmonischen Wachstum der Herzwände kann die Bildung von Blutgefäßen jedoch nicht Schritt halten. Die Folge ist eine Störung der Erregungsleitung im Herzmuskel. Jede Muskelfaser macht - statt sich zusammenzuziehen - im schlimmsten Fall, daß was sie will - das Herz versagt den weiteren Dienst.

Anabolika wirken sich aber auch auf die Cholesterinwerte aus. So beeinträchtigen die Substanzen den Stoffwechsel der Leber und verschlechtern so das Mengenverhältnis von "schlechtem" Cholesterin (LDL-Wert) zu "gutem" Cholisterin (HDL-Wert). Das Risiko für Arteriosklerose, eine der Hauptursachen für Schlaganfall, Herzinfarkt und Lungenembolie steigt an.

Der Kugelstoßer Reichenbach hatte kurz vor seinem Tod das Herz eines 80jährigen. Früher gehörte er zu den stärksten Männern der Welt, mit 47 Jahren konnte er nicht einmal mehr einen Stuhl hochheben.

Dopingnews

Link: www.dopingnews.de

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