MaxFun Sports Laufsport Magazin

Freilich, die richtigen Gene,- aber, nicht nur!

01.12.2003, 12:00:00
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Peter Rabensteiner jun. als Marathon-Deputant, Dagmar in der Funktion als Trainer und Pacemaker.

Florenz, 23. September 2003, noch wenige 100m bis ins Ziel, es wird eine außergewöhnliche Zeit für den ersten Marathon eines gerade 20jährigen. Die Anstrengung steht ihm ins Gesicht geschrieben, die Augen eingefallen, Peter holt noch einmal alles aus sich heraus, beschleunigt auf den letzten 500m deutlich, - 2:41:58, großartig!
Erleichtert, überglücklich, euphorisch,- Peter hat es geschafft. Er bestätigt mir, was ich schon wußte, es war ein bereicherndes Erlebnis, zwei fast gleich schnelle Hälften, genau so rund und frei, wie er es bei mir in Berlin vor knapp 2 Monaten miterlebt hatte. Genau dieses Empfinden einer extremen Anstrengung bei gleichzeitig äußerster Harmonie, Einigkeit mit sich und dem Schritt, hat ihn gereizt, es selbst einmal auszuprobieren. Das Ergebnis war nicht selbstverständlich, nicht logische Konsequenz der Vorbereitung.

Es war im September letzten Jahres, Peter schafft die Aufnahmeprüfung an der Wirtschaftsuniversität in St. Gallen. Das Studium an der Schweizer Eliteuniversität ist fordernd, das Laufen nimmt fortan einen anderen Stellenwert ein. Keinen unbedeutenden! Freilich, große Ziele und neue Bestzeiten rücken in die Ferne, Laufen dient nun dem Ausgleich und der Regeneration. Einfach, um Kraft zu schöpfen. Trainingsplan gibt es keinen, Intuition und Bedürfnis sind die bestimmenden Faktoren.

Es war im Juli diesen Jahres, Peter kommt zu mir ins Trainingslager nach St. Moritz. Die Leistungsfähigkeit meines wiedergewonnenen Trainingspartners ist nicht berauschend, ich laufe ihm um die Ohren, er hält nicht mit. Dennoch, der Ehrgeiz packt ihn wieder, das Lauffieber steckt ihn an. Kurzfristig,- es folgen die Semesterabschlußprüfungen im August.

Es war am 28. September diesen Jahres, Berlin Marathon, mein Sohn Peter betreut mich bei meinem Lauf zum neuen Österreichischen Marathonrekord. Das Marathonfieber hat ihn angesteckt, er äußert den Wunsch, in absehbarer Zeit seinen ersten Marathon zu versuchen. Ich bin verwundert, skeptisch. In Wien stelle ich ihn in meiner Ordination auf das Laufband, die Leistungsanalyse war nicht schlecht, die Grundlage durch die vielen ruhigen "Lern-Erholungsläufe" gut entwickelt. Auf diese Basis läßt sich aufbauen. Planen wir Florenz? Acht Wochen spezifischer Vorbereitung müßte sich für knapp unter 2:50 ausgehen. Das Ziel war definiert.

Es folgen Wochen harter Arbeit, ich steuere sein Training mit viel Gefühl, äußerst anstrengende, jedoch sehr spezifische Trainingseinheiten sind gefolgt von adäquaten Regenerationszeiten und -maßnahmen. Die Gratwanderung zwischen Belastung und Erholung meistern wir blendend, ich lasse meine ganze Erfahrung einfließen, Peter folgt bis ins Detail meinen Plänen. Es ist eine hervorragende Kooperation zwischen Trainer und Athlet, zwischen Mutter und Sohn, wir haben Spaß an unserem großen Projekt.

Der Marathon naht, die Leistungsfähigkeit bessert sich in großen Sprüngen, mehrere Laktatmessungen lassen ein Marathonrenntempo von 3:45-3:50 pro Kilometer als realistisch erscheinen. Ob dieser Aussichten steigt der Perfektionsdrang, wir lassen keine Möglichkeit zur Optimierung aus. Selbst die Saltindiät wird eingesetzt, die Studenten in der Mensa sind verwundert, der "Nudelfanatiker" ernährt sich plötzlich von Fleisch, Fisch und Gemüse. "Ich bin das Diät-Versuchskaninchen meiner Mutter", erklärt er schmunzelnd.

Florenz, noch wenige Stunden bis zum Start. Die Nervosität steigt, die letzten Details werden besprochen, ich möchte meinem Sohn die besten Rahmenbedingungen bieten. Die ersten 5 Kilometer gehen leicht bergab, er läßt es rollen ohne viel Druck, 18:35 der erste Split, dann gleichmäßige Kilometerzeiten zwischen 3:47 und 3:50, 10km Durchgangszeit 37:25. Es läuft optimal, ich versorge ihn mit Maltodextrinlösung, 6%-ig alle 5km, der rechtzeitige Glukosenachschub ist der Schlüssel zum Erfolg auf der zweiten Streckenhälfte. 15km in 56:30, ich sorge für das gleichmäßige Tempo, Peter heftet sich an meine Fersen oder läuft neben mir her, er vertraut mir. Der gleichbleibende Rhythmus scheint wie ein Magnet zu wirken, bei Kilometer 20 hat sich eine kleine Gruppe um uns gebildet. Die Männer sind verwundert, ein weiblicher Tempomacher mit knapp 16km/h ist kein alltäglicher Anblick. Aufgrund meiner offensichtlichen Leistungsreserve setze ich mich durch, ich laufe an den Verpflegungsstellen vor, versorge die Gruppe mit Wasser, reichlich Gels habe ich auch dabei, alles wird weitergereicht, eine kameradschaftliche Bindung entsteht. Ich werde als Pacemaker voll akzeptiert, es ist ein großartiges Miteinander dem Ziel entgegen. Peter fühlt sich sichtlich wohl,- wie wichtig sind doch Gefühl und positives Denken bei einem Marathon. Gelassenheit und Rhythmus bei gleichzeitig vollster Konzentration und Bereitschaft. Kilometer 30, Peter kann noch etwas Druck machen, wir sind auf der Überholspur. Die Gruppe um uns ist etwas kleiner geworden, der Zusammenhalt der Verbliebenen noch stark. Ich spüre die körperliche Kraft und mentale Reife meines Sohnes, ich bin stolz auf ihn. Jetzt kann nichts mehr passieren, weiß ich, ein paar motivierende Worte, dann laß ich ihn alleine weiterziehen. Es ist sein Marathon, es wird ein bleibender Eindruck werden.

Im Ziel, 2:41:58, eine Zeit, eine Leistung, ein Erlebnis,- der Mythos Marathon wird auch ihn nicht mehr loslassen.
Internetseite von Dr. Dagmar Rabensteiner www.sportmed.co.at

Dr. Dagmar Rabensteiner

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