MaxFun Sports Laufsport Magazin

Dagmar Rabensteiner

16.10.2003, 12:00:00
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Der Berlin Marathon 2003 - ein krönender Abschied vom Leistungssport

"Laufen, das hat mit Marathon-Zeiten und Platzierungen wenig gemein. Atemzug um Atemzug verändert es den Körper, lüftet es den Kopf. Es kann die pure Freude sein, sich selbst bei der Bewegung zu spüren". ....- so heißt es im letzten Kapitel meines Buches.

"Solange ich vom schweren Training mehr Freude zurückbekomme als es mich Kraft kostet, solange werde ich mich ganz intensiv dem Laufen widmen. Bestzeiten werden einmal wieder unwichtig werden für mich, aber laufen werde ich weiter. Es kommen neue Ziele, andere als schnell zu laufen", ...- so heißt es im letzten Kapitel meines Buches.

Und nun war die Zeit reif, die Türe zum Leistungssport zu schließen, um mit ganzer Kraft neue Vorhaben verwirklichen zu können. Leicht oder spontan fiel die Entscheidung nicht. Seit Monaten habe ich gespürt, dass mein Feuer und meine Leidenschaft für den Leistungssport mit all seinen Gesetzmäßigkeiten erloschen war. Es war zunächst ein leises Gefühl, das ich mit gewisser Angst verspürte: Es war diese Unlust mein Laufen ständig einem strikten Plan und einem konkreten Ziel zu unterwerfen. Spontanität und Kreativität mussten immer der Vernunft untergeordnet werden. Das Gefühl wurde lauter, ich ließ es zu, machte es mir bewusst, dachte darüber nach.
Und dann war da noch etwas, was zunehmend mehr Platz in meinem Leben einnahm, meine Ordination. Den Leistungssport mit der Verpflichtung sich voll und ganz auf seine Person zu konzentrieren, auf sein Training, seine Muskeln, seine Leistung empfand ich von Anfang an als sehr einseitig. Immer brauchte ich den Gegenpol dazu. War ich doch gewohnt, als Ärztin den Mittelpunkt meines Interesses auf mein Gegenüber zu richten, war ich doch gewohnt, die Frage zu stellen: "Wie geht es Ihnen denn?" Und in dem Maße, in dem ich die Kraft meinem eigenen Training widmete, ging sie mir für meine Ordination, meine Patienten und die von mir betreuten Sportler verloren.

Der Beschluss stand also fest: "Ich werde in Berlin noch einmal gut laufen, mit letzter Kraft. Ich bin so bereit dazu wie selten, dafür habe ich noch einmal so hart trainiert,- aber: "The very last time in my life!" ...so stand es in einem e-mail an einen guten Freund.
Die Freiheit, die ich mir durch diesen Schritt zurückerobert hatte, ermöglichte es mir locker zu bleiben bei gleichzeitig äußerst konzentrierter Fokussierung auf mein großes Ziel. Dieses harmonische Gleichgewicht aus Spannung und Entspannung war seit jeher die Basis für meine Erfolge. Das war mir immer bewußt:

"Ich kämpfe nicht, ich laufe. Ich strenge mich an, aber mein Ziel ist die Leichtigkeit. Ich will all meine Kräfte bündeln, aber dazu muß ich locker sein,"...so heißt es in einem Kapitel meines Buches.

Berlin Marathon 28.9.2003
Brandenburger Tor 11 Uhr 34 min 35 sec, ich war im Ziel, am Ziel,...überglücklich, fröhlich, todmüde und doch hellwach. Es war ein herrlicher Marathon, von Anfang an hatte ich dieses Lachen im Kopf, diese Leichtigkeit der Schritte, diese Harmonie im Rhythmus. Negative Gedanken und Zweifel blieben ebenso aus wie Kampf gegen Müdigkeit und Muskelprobleme. Es lief so dahin, Kilometer für Kilometer, ich genoß die Stimmung auf der Strecke, manchmal träumte ich weg, dann war ich wieder voll konzentriert und mit allen Sinnen anwesend. Ehe ich mich versah passierte ich schon die Halbmarathonmarke (1:16:58). Ich versuchte das Tempo in der zweiten Hälfte zu halten, ich war auf der Überholspur. Schon sah ich das Brandenburger Tor in der Ferne, die Zuschauer, mein Mann und Sohn trugen mich ins Ziel. 2:34:35 - ich hatte es geschafft, neue persönliche Bestzeit, neuer Österreichischer Rekord! Die Zeit war nicht das Ergebnis eines Kampfes, vielmehr Ausdruck eines harmonischen Laufes!
Brandenburger Tor 11 Uhr 34 min 35 sec, ich war im Ziel, am Ziel,...überglücklich, fröhlich, todmüde und doch hellwach.
Und ich bereute meine Entscheidung, mit dem Leistungssport aufzuhören, nicht. Ich habe es genossen, meine Grenzen auszuloten, ich habe so viel erfahren und gelernt. Durch die mediale Aufmerksamkeit war es mir möglich, so viel an Motivation weiterzugeben. Dem Laufen werde ich immer treu bleiben, denn ich liebe es, aber das Laufen an der Grenze seiner persönlichen Leistungsfähigkeit hat eine andere Dimension. Es bedeutet Verzicht auf andere Aufgaben und Verpflichtungen im Leben. Lange Zeit war ich mit vollem Enthusiasmus dabei.

"Diejenigen, die ein außergewöhnliches Leben führen, zeichnet nicht etwa die Abwesenheit von Angst aus, sondern der Mut, intensiv das zu tun, wofür sie sich begeistern". ...- so heißt es im letzten Kapitel meines Buches.

Ein lieber Freund, der meinen Lebensgrundsatz gut durchschaute, schrieb mir einmal folgenden Spruch von Theodor Roosevelt:
"Es ist viel besser, große Dinge zu wagen, große Triumphe zu feiern, auch wenn es auf dem Weg zu Fehlschlägen kommt, als sich in die Reihe der schlichten Geister einzuordnen, die weder viel Freude noch viel Leid erfahren, weil sie in der Grauzone leben, wo es weder Sieg noch Niederlage gibt."

Dagmar Rabensteiner

Link: www.sportmed.co.at

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