MaxFun Sports Laufsport Magazin
Der Zaubertrank zum Erfolg(?)
02.07.2002, 12:00:00
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Der kommerziellen Anbieter von „Sportgetränken“ haben hier natürlich eine Marktchance erkannt und die angebotene Produktpalette ist kaum mehr zu überblicken. „Energy Drinks“ und „isotonische“ Wundermittel sollen den Treibstoff für Spitzenleistungen liefern. Was ist nun wirklich sinnvoll und wie sollte ein ideales Getränk für den Ausdauerwettkampf beschaffen sein? Gibt es den Zaubertrank für den Erfolg? Flüssigkeits-, Energie- und Elektrolytersatz Prinzipiell soll die Getränkezufuhr während eines Wettkampfes drei unterschiedliche Anforderungen erfüllen: 1. Ersatz der durch den Schweiß verlorenen Flüssigkeit 2. Zufuhr von Energie 3. Zufuhr von Mineralstoffen Bei allen Ausdauerwettkämpfen ist der erste Punkt am wichtigsten. Der Verlust von Körperflüssigkeit über den Schweiß geht vor allem zu Lasten der Flüssigkeit in den Zellen, den Zellzwischenräumen und dem Blutplasma (= flüssiger Blutbestandteil). Ein größerer Flüssigkeitsverlust kann zu beträchtlichen gesundheitlichen Problemen bis hin zum Hitzekollaps führen. Aber auch bereits relativ kleine Schweißverluste reduzieren die Leistungsfähigkeit. Wasserverluste (in Prozent des Körpergewichtes; nach Mosch):
Manche der angeführten
Symptome können aber auch schon bei geringen Flüssigkeitsverlusten
(Dehydration) auftreten. Es ist erwiesen, dass bereits bei einer Dehydration
von 2% des Körpergewichts - bei den meisten Sportlern entspricht dies weit
weniger als 2 Liter Schweißverlust - zwar keine gesundheitlichen Probleme
auftreten, aber die Leistungsfähigkeit spürbar nachläßt. In diesem Fall wurde
eine Abnahme der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) bis zu 20%
gemessen. Zu wenig trinken ist einer der häufigsten Trainingsfehler überhaupt! Ohne Schweiß kein Preis! Ca. 60% der beim Sport
umgesetzten Energie wird in Form von Wärme frei. Schwitzen stellt eine
Schutzfunktion gegen Überhitzung dar. Durch die Verdunstung an der
Körperoberfläche (Verdunstungskälte) besteht ein leistungsfähiges Kühlsystem,
das solange funktioniert, wie genügend Flüssigkeit im Kühlsystem vorhanden ist.
Ohne diese Kühlung würde die Körpertemperatur pro 5 - 7 Minuten um je 1 Grad
steigen. Das Schwitzen-Können ist trainierbar. Gute Ausdauersportler schwitzen
bei gleicher relativer Belastungsintensität mehr als untrainierte
Hobbysportler! Lassen sie sich aber nicht
zu sehr täuschen von der Schweißmenge, die sich auf der Haut befindet. Beim
Radfahren und bei starkem Wind trocknet der Schweiß natürlich - zumindest bei
geringer oder normaler Luftfeuchtigkeit - sehr rasch, so dass die tatsächliche
Schweißproduktion oft drastisch unterschätzt wird. Auf dem Ergometer daheim im
Wohnzimmer schwitzt man kaum mehr, nur merkt man es da deutlicher, weil der
Fahrtwind fehlt.
Die Schweißsekretionsrate
ist von der Intensität der Leistung, der Lufttemperatur und der
Luftfeuchtigkeit abhängig. Schweißraten von über 2 Liter pro Stunde sind bei
extremen Bedingungen nicht ungewöhnlich. Das bedeutet, dass bei einem 3
Stunden-Marathon bei hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit 6 Liter Flüssigkeit
verloren gehen können. Dies würde bei normal schweren Sportlern fast 10% des
Körpergewichts bedeuten. Bei Extrem-Etappen der Tour de France hat man Flüssigkeitsverluste
bis zu 13 Liter (!) pro Tag gemessen, die großteils noch während des
Wettkampfes wieder zugeführt werden müssen. Wer abschätzen möchte, wieviel
Flüssigkeit er beim Sport verliert, braucht sich nur vorher und hinterher genau
zu wiegen. Ein guter Richtwert für den Flüssigkeitsbedarf ist 1 ml/Kcal.
Energieverbrauch. Schwitzen bedeutet zunächst
hauptsächlich Wasserverlust. Aber schon der salzige Geschmack des Schweißes
deutet darauf hin, dass mit der Flüssigkeit auch Elektrolyte (Mineralstoffe und
Spurenelemente) verlorengehen: Vor allem Natrium, Chlorid, Kalium, Kalzium und
Magnesium sowie die Spurenelemente Eisen und Zink. Das Tempo machts - Auch bei der Flüssigkeitsaufnahme Langfristig gesehen sollte
die Bilanz der Elektrolyte natürlich ausgeglichen werden. Durch viele Studien
ist allerdings belegt, dass die Zufuhr von Elektrolyten während des Wettkampfes
zum Zwecke der Wiederauffüllung keinen Sinn macht. Die Beimengung von
Elektrolyten (v.a. Natrium) geschieht in diesem Zusammenhang in erster Linie
zur Beschleunigung der Flüssigkeitsresorption. Die möglichst schnelle
Wiederauffüllung der Flüssigkeitsspeicher (Rehydration) während der Belastung
ist entscheidend. Es ist klar, dass bei massiven Flüssigkeitsverlusten soviel
Flüssigkeit während dem Wettkampf nicht problemlos eingenommen werden kann.
Deshalb ist zumindest bei der Wahl der Getränke darauf zu achten, dass das, was
getrunken wird, auch schnellstmöglich vom Körper aufgenommen wird und noch vor
Ende des Wettkampfes dorthin kommt, wo es benötigt wird. Natürlich ist die Art der
sportlichen Betätigung wesentlich. Beim Radfahren in sitzender Position ist die
Flüssigkeitszufuhr wesentlich einfacher zu bewerkstelligen als beim Laufen. Das
Trinken während dem Laufen ist aber trainierbar und muss auch trainiert werden,
wenn ein Marathon geplant ist. Magen- und Darmprobleme (Krämpfe, Durchfall,
etc.) zählen zu den häufigsten leistungslimitierenden Faktoren bei
Langstreckenläufern und Triathleten. Es ist aber erwiesen, dass bei
ausreichender und richtiger Flüssigkeitszufuhr im Wettkampf die Häufigkeit des
Auftretens dieser Probleme wesentlich reduziert wird. Die Flüsssigkeitsaufnahme
findet im Dünndarm statt. Eingenommene Getränke sollten also nicht lange im
Magen verweilen. Ein wesentlicher Indikator für die Güte eines Sportgetränkes
ist deshalb die Magenentleerungsrate, d.h. wie schnell das Getränk vom Magen in
den Darm weitergeleitet wird. Vor allem die Studien von Dr. Brouns (Universität
Maastricht) haben sich damit befasst, welche Effekte die Zugabe von
verschiedenen Nährstoffen und Elektrolyten auf die Magenentleerungsrate haben. Ist Wasser ausreichend? Wasser alleine verlässt zwar
sehr schnell den Magen, verweilt aber dann lange im Dünndarm und verursacht
beim Laufen ein unangenehmes Gefühl. Wasser wird vom Körper schlecht
zurückgehalten (niedriger Retentionsgrad) und führt leicht zu einem Harndrang.
Um einen Flüssigkeitsverlust von einem Liter auszugleichen, müssten ca. zwei
Liter Wasser getrunken werden. Außerdem stimuliert Wasser durch seinen Geschmack
nicht sonderlich das Trinken und führt zu weiteren Natriumverlusten. Durch die
Beimengung einer bestimmten Menge von Kohlenhydraten und Natrium wird
einerseits die Magenentleerung gegenüber Wasser nicht verzögert und
andererseits die Resorption im Dünndarm beschleunigt. Gerade in den letzten
Jahren wurden bei Langzeit-Ausdauerwettkämpfen immer wieder Fälle einer
Hyponatriämie beobachtet (zu niedriger Natriumspiegel durch alleinige
Wasserzufuhr), wobei es sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen gekommen ist. Im Hinblick auf die Flüssigkeits- und
Energieversorgung ist ein Kohlenhydratgehalt von 60 - 80 Gramm/Liter und ein
Natriumgehalt von 400 - 800 Milligramm/Liter optimal. Liegt der Kohlenhydratgehalt
darunter, ist die Energiezufuhr nicht ausreichend, liegt der Gehalt deutlich
darüber, fließt Wasser in die Gegenrichtung vom Blut in den Darm. Dies wäre für
Ausdauersportler absolut unerwünscht, da das Blut möglichst dünnflüssig
gehalten werden muß. Außerdem würde ein zu hoher Kohlenhydratgehalt in Kombination
mit den Mineralstoffen zu einer hypertonen Lösung führen (zu hohe Osmolarität). Hypoton - Isoton - Hyperton Die Osmolarität ist ein Maß
für die Anzahl der gelösten Partikel in einer Flüssigkeitsmenge. „Isotonie“
bedeutet, dass zwei Flüssigkeiten dieselbe Osmolarität aufweisen. Alle
entsprechenden Studien zeigen aber, dass die Isotonie eines Getränkes für die
schnelle Absorbtion bei weitem nicht so entscheidend ist wie oftmals in der
Werbung behauptet wird. Günstiger sind in jedem Fall isotone oder hypotone Getränke (das Getränk ist mehr
mit Wasser verdünnt) als hypertone
Getränke, die eine höhere Teilchendichte als das Blut besitzen. Die Art der Kohlenhydrate
ist für die Aufnahme gar nicht so wesentlich wie oft zu lesen ist. Der
Einfachzucker Glucose wäre in dieser Hinsicht genauso effektiv wie normaler
Haushaltszucker oder komplexe Kohlenhydrate. Da die Energie im Blut aber über
längere Zeit zur Verfügung stehen soll und damit die Bauchspeicheldrüse nicht
zu einer überhöhten Insulinausschüttung angeregt wird, sind komplexe
Kohlenhydrate wie Maltodextrin vorzuziehen. Kohlenhydrate in Form von
Fruchtzucker (Fruktose) sind auch geeignet, nur sollte der Fruktoseanteil an
den Kohlenhydraten nicht mehr als ein Drittel betragen, da sonst eine erhöhte
Durchfallneigung oder Sodbrennen die Folge sein kann. Die mengenmäßige
Zusammensetzung eines idealen Sportgetränks orientiert sich weiters an der
Zusammensetzung des Schweißes und an der Absorbtionsrate der einzelnen
Bestandteile. Natrium, Chlorid und Kalium werden praktisch zu 100% resorbiert,
während von Kalzium und Magnesium mehr als zwei Drittel der zugeführten Menge
nicht aufgenommen werden.
Wie bei vielen Dingen des Lebens: die Dosis machts! Die Zugabe von Natrium
beschleunigt auf alle Fälle die Resorption. Ein Gehalt von deutlich über 1000
mg/Liter macht aber ein Getränk vom Geschmack her zu salzig, womit sich die
Empfehlung von 400 - 800 mg/Liter ableitet. Die Beimengung anderer
Mineralstoffe (v.a. Chlorid, Kalium Calcium, Magnesium) kann nicht schaden,
solange beachtet wird, dass die Konzentration bei Beachtung der Absorbtionsrate
die Konzentration der jeweiligen Substanz im Schweiß nicht übersteigt.
Jedenfalls wäre ein Hinzumischen aller möglichen Dinge, die irgendwie helfen
könnten, nicht sinnvoll, da irgendwann die ganze Flüssigkeit hyperton wird.
Chlorid wird am einfachsten gemeinsam mit Natrium als Natriumchlorid (normales
Speisesalz) zugeführt. Übrigens brauchen sie von der blutdrucksteigernden
Wirkung von Natrium in diesem Zusammenhang keine Angst haben. Magnesium kann in
zu hohen Dosen abführend wirken, da es nur zu ca. einem Drittel aufgenommen
wird. Die Behauptung, dass eine hohe Magnesiumzufuhr Muskelkrämpfe verhindern
hilft, ist durch nichts bewiesen. Die Hauptursachen von Muskelkrämpfen sind
allgemeine Dehydration (Flüssigkeitsmangel), Natriummangel und zu intensives
Training (immer schnell und kurz ...), wodurch sich die Blutversorgung der
Muskualtur nicht entsprechend entwickeln kann. Ein zu hoher Kaliumgehalt kann
die Wärmeregulation beeinträchtigen. Ein weiterer beachtenswerter
Punkt ist der Säuregrad des Getränks. Eine gewisse Säure verbessert zwar den
Geschmack eines Getränks, gerade aber bei extremen körperlichen Belastungen
wäre physiologisch ein möglichst niedriger Säuregrad wünschenswert. Es gilt
also einen Kompromiß zwischen Geschmack und besserem Effekt auf den Körper zu
finden. Aufgrund dieser Anforderung scheiden Mischungen mit eher sauren
Obstsäften (z.B. Orangensaft) aus. Der pH-Wert eines Sportgetränks für den
Wettkampf sollte unter 4 liegen. Aufgrund der angegebenen
Kriterien scheiden recht viele sogenannte Sportgetränke als ideale Durstlöscher
aus. Das Hauptproblem liegt in der zu hohen Konzentration der Inhaltsstoffe,
oder dass die Hauptkohlenhydratquelle billige Saccharose (normaler Haushaltszucker)
ist. Beachten Sie das Etikett ihres Getränks: wenn bei den Inhaltsstoffen
Saccharose nach Wasser an nächster Stelle steht, schenken Sie es ihrem Gegner.
Für kommerzielle Anbieter ist der Markt für leistungssportgeeignete Getränke
eigentlich zu klein. Deshalb werden viele Kompromißlösungen angeboten.
Getränke, die die oben genannten Anforderungen zur Gänze erfüllen, würden vom
„normalen“ Konsumenten aus Geschmacksgründen kaum angenommen werden. Unter
Berücksichtigung der angeführten Kriterien sind z.B. „Hydro Plus“ von Power Bar
und „Vitacan – long distance“ (nicht das „normale“ Vitacan) für
Ausdauersportler optimal geeignet, die auch ein sehr gutes
Preis-Leistungsverhältnis besitzen. Sie können sich ihr
Sportgetränk mit etwas Aufwand auch selbst mischen. Fruchtsäfte alleine
enthalten ca. 120 Gramm natürlichen oder zugesetzten Zucker (bei
Johannisbeersaft aus geschmacklichen Gründen notwendig) pro Liter. Deshalb
müssen sie zur Herstellung eines Sportgetränks verdünnt werden. Mit einem
Johannisbeersaft, den sie ca. 1:1,5 mit stillem Mineralwasser verdünnen, haben
sie ein sehr gut geeignetes Wettkampfgetränk. Wenn der Natriumgehalt ihres
Mineralwassers niedrig ist, können sie mit etwas Salz nachhelfen. (1
Messerspitze entspricht ungefähr 1000 mg (= 1 Gramm), besser wäre Abwiegen mit
der Briefwaage). Mischungen mit Apfelsaft haben bei Untersuchungen eine relativ
langsame Aufnahme gezeigt, was an bestimmten Fruchtsäuren liegen dürfte. Eine wesentliche
Voraussetzung ist, dass ihnen ihr Getränk unter Belastung auch schmeckt, sonst
werden sie immer zu wenig davon trinken. Darüber hinaus wird ihnen jeder noch
so gute Geschmack irgendwann reichen und sie werden deshalb Abwechslung suchen.
Wie bei vielen anderen Dingen sollten sie auch beim Getränk im Wettkampf nicht
experimentieren, sondern nur auch im Training mehrfach bewährte Getränke
verwenden. Als Faustregel gilt: wenn ihnen ihr Getränk schon in Ruhe relativ
süß vorkommt, wird es ihnen im Wettkampf viel zu süß und klebrig erscheinen. Falls sie auf die bei
Wettkämpfen angebotenen Getränke bei den Labestationen angewiesen sind,
erkundigen sie sich vorher nach der Art der Getränke. Das von einem Sponsor zur
Verfügung gestellte Getränk muß nicht immer optimal für sie sein. Vom richtigen Zeitpunkt Neben Art und Menge der
Flüssigkeitszufuhr spielt im Wettkampf natürlich auch das Timing eine große
Rolle. Vor einem Laufwettkampf (Marathon) können sie 3 - 5 Minuten vor dem
Start noch 200 - 300 ml von den beschriebenen Getränken trinken. Bei Radrennen
(auch Triathlons) kann die Menge auch doppelt so groß sein (im Training
ausprobieren!). Zwischen 60 und 5 Minuten vor dem Start würde das Trinken
mitunter zu einem Harndrang in der Anfangsphase des Wettkampfes führen. Ideal wäre während des
Wettkampfes das schluckweise Zuführen von Flüssigkeit das ganze Rennen
hindurch. Da das organisatorisch nicht machbar ist, sollte zumindest alle 15 -
25 Minuten ein kleiner Becher (150 - 250 ml) getrunken werden. Bei Hitze (und
hoher Luftfeuchtigkeit) ist die Zufuhr natürlich noch wichtiger, in diesem Fall
können die Getränke auch mehr mit Wasser verdünnt werden. Bei großer Kälte,
wenn sie kaum schwitzen, steht die Energiezufuhr (Kohlenhydrate, eher süßer) im
Vordergrund. Bei Radrennen und
(Langdistanz-) Triathlons unter Hitzebedingungen ist die regelmäßige
Flüssigkeitszufuhr entscheidend. Im Kampf mit den Konkurrenten vergisst man
leicht auf das vorbeugende Trinken. Sie können aber z.B. den Timer ihrer
Stoppuhr alle 10’ piepsen lassen um nicht auf das Trinken zu vergessen. Wenn
sie im Wettkampf erst dann mit dem Trinken beginnen, wann das Durstgefühl
eintritt, dann ist es zu spät. Der Sportler trinkt im Wettkampf nicht gegen den
Durst, sondern zur bestmöglichen Erhaltung der Leistungsfähigkeit! Mag. Wilhelm Lilge Wilhelm Lilge Link: www.imsb.at |