MaxFun Sports Laufsport Magazin

Wahre Lügen

19.11.2013, 12:00:00
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Täglich erfährt man aufs Neue, was denn nicht so alles gelogen war in der letzten Zeit, und irgendwie hat man manchmal den Eindruck, dass eigentlich fast alles frei erfunden worden ist.

Manche Lügen wiegen schwerer, manche weniger schwer. Nicht gelogen, aber zumindest eine Falschmeldung war vor Jahren die folgende; nämlich, dass man 45% seiner Wärme über den Kopf abgeben würde. Diese vermeintliche Tatsache stützte sich nämlich auf einen Versuch, den man mit Soldaten mit isolierenden Ganzkörperanzügen ohne Kopfbedeckung in der Arktis gemacht hat. Klar, dass in solchen Extremsituationen wesentlich mehr Wärme über den Kopf abgegeben wird als beispielsweise bei 12 Grad und für diese Temperatur normale Bekleidung. Im Schnitt sind es daher - so man der neuen Studie glauben möchte - nur 10% der Körperwärme, die der menschliche Körper über sein Haupt abgibt. Trotzdem immer noch genug, und Hand aufs Herz; im Prinzip ist es doch völlig egal, wie viel Wärme oder Schweiß über den Kopf abgegeben werden, ab einer bestimmten Temperatur wird’s unangenehm, das Laufen oder gar Rad fahren ohne Kopfbedeckung, und 10 bis 45% hin oder her, wohlfühlen sollte man sich, und auf sein eigenes Gefühl achten.

Was ist denn noch so alles "falsch", zumindest so lange, bis es sich wiederum als "falsch" herausstellt (oder bis die bis dahin neue Erkenntnis falsifiziert wurde)?

Laufen sollte bis vor kurzem ja Osteoporose vorbeugen, durch die ständigen Impact-Belastungen bei jedem einzelnen Schnitt seien die Knochen gezwungen gewesen, ihre Knochenmineraldichten zu erhöhen, also stärker und damit stabiler und massiver zu werden. Weit gefehlt! Laut den neuesten Studien (die interessanterweise ein wenig von Firmen, die Osteoporose-Medikamente herstellen, mitfinanziert wurden) soll genau das Gegenteil der Fall sein; Laufen fördere die Krankheit, heißt es nun. Der kritische Konsument/Leser/Mensch weiß allerdings, dass eine Studie nur so gut wie seine Auftraggeber und deren Beweggründe sein kann - und dass z. B. diese Aussage viel zu allgemein ist, viel zu wenig differenziert. Ab wie vielen Kilometern/Woche oder pro Einheit soll Laufen schlecht für die Knochen sein? Männer - Frauen - Unterschiede? Verschiedene Untergründe, auf denen man sich laufend fortbewegt, unterschiedliches Schuhwerk? Und so weiter, ganz so einfach ist die Sache also scheinbar doch nicht…

Generell ist es schwierig, allgemeingültige Aussagen über ganz egal etwas zu treffen. Auf der einen Seite scheint der Mensch immer mehr zu "wissen", erkennt aber auch, dass der Informationsberg exponentiell schnell anwächst, sieht sich also einer immer unüberschaubareren Flut an Daten, die in irgendwelche Ergebnisse einfließen sollen, gegenüber; auf der anderen Seite erkennt man dadurch, dass etwa der menschliche Körper unfassbar komplexen Strukturen unterworfen ist. Man könnte sogar das tägliche Zähneputzen in Frage stellen, tut dies übrigens auch (wer zu lange, zu hart, zu weich, zu kreisend oder sonst wie putzt, hat mit dem und dem zu rechnen, kennen wir…). Wichtig dürften hier schlicht eigenes Gefühl und Erfahrung (nicht nur die eigene, auch die der Eltern/Großeltern etc.) sein.

Wer ab 15 Grad gerne mit Haube läuft, sollte dies auch machen, 10% Wärmeabgabe über den Kopf oder 45! Wer Kiwis aufgrund ihres Vitamin-C-Gehalts gerne als "Erkältungsprophylaxe" zu sich nimmt, obwohl keine einzige Studie den direkten Zusammenhang zwischen Vitamin-C-Gaben und weniger Erkältungen nachweisen konnte, soll das getrost machen.

Mehr Vertrauen in sich selbst als in irgendwelche Studien, die sich sehr rasch wieder als falsch herausstellen werden!

Christian Kleber (MAS)

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