MaxFun Sports Laufsport Magazin

Vom Nachdenken

08.09.2009, 12:00:00
Foto:
MaxFun.cc/K.Köb

Laufen, Radfahren, Bergsteigen, Schwimmen, Langlaufen, wie sie alle so heißen, die beliebten Ausdauersportarten;

,auf der einen Seite kann man sich auspowern, Grundlagen schaffen, die agiler, leistungsfähiger, aufnahmebereiter machen, auf der anderen Seite kann man in sich gehen, denken, reflektieren, Selbstgespräche führen, eins werden mit dem Universum oder aber sich völlig abgrenzen davon – weil man so weit vorgedrungen ist, dass man mit alldem nichts mehr am Hut haben möchte (wobei sich hier zwangsläufig die Frage ergeben muss, ob hier beim Vordringen nicht noch ein wenig zu wenig vorgedrungen wurde…).  

Bei dieser riesigen Palette fällt es oft schwer zu entscheiden, was man mit einem Dauerlauf wirklich erreichen möchte; verfolgt man ein Ziel, einen Wettkampf, der möglichst in einer neuen Bestzeit gelaufen werden soll, möchte man abschalten, weil alles zuviel wird, die Welt, der Beruf, die Berufung, der Freund, die Kinder, etc., oder will man von A nach B gelangen? (Selbst, wenn man von zu Hause wegläuft und wieder zu Hause ankommt, ist man streng genommen, von A nach B gelaufen – das Zuhause ist ein, zwei Stunden später nicht mehr das Zuhause, das es zuvor war.) Meist ist es eine Mixtur aus allem, und so fällt es vielen schwer, fokussiert in sich zu gehen und zu überlegen; doch dieses Überlegen ist immens wichtig, um zu (re)agieren, zu urteilen. Wer nur einen Ausschnitt der Realität betrachtet und sich anmaßt Kritik zu üben, der wird vielleicht ungläubig bestaunt werden, missachtet, im schlimmsten Fall gescholten.  

Ich bringe ein konkretes, einfaches Beispiel; Mein Schützling Hans X soll am Sonntag 4 Stunden Grundlage I auf dem Rennrad fahren, sein individueller Trainingspuls beträgt in diesem Bereich 119-137 Schläge. Sonntags ist es allerdings wunderschön, 20 Grad, kein Wind, Vogelgezwitscher, Hans fährt mit seinen Freunden hinunter zum Neusiedler See. Und weil alles so herrlich ist, fährt man eine Attacke nach der anderen. Hans fühlt sich super, gewinnt sogar die Bergwertung auf den „Stotzinger“, und die in Mörbisch auch, dort kehrt man kurz für ein kühles Blondes ein, um in gleicher Manier den Rückweg anzutreten. Abends schickt mir Hans seine Wochen-Trainingsaufzeichnungen, alles brav gemacht, bis auf Sonntag, da statt GA I ein Intervall im Spitzenbereich nach dem anderen. Würde alles streng nach Plan laufen, müsste ich ihn beim nachfolgenden Telefonat zurechtweisen, da das Trainingsziel klar verfehlt wurde. Betrachte ich aber die ganze Wirklichkeit, muss ich Wetter, Freunde, lachendes Herz, etc., miteinbeziehen. Der Mensch ist keine Maschine, genauso wenig wird er gescholten, wenn er an einem Regentag bei 5 Grad keine Bergintervalle fahren möchte. (Selbst Radprofis, die sich meist penibel an Trainingsplanvorgaben halten, werfen diese manchmal aus obengenannten Gründen über den Haufen…)  

Was ich damit sagen will; wer andere kritisieren möchte, muss zuerst forschen. Forschen, was den einen veranlasst hat, so zu agieren, wie er agiert hat, so zu sprechen, wie er gesprochen hat; fehlt einem trotz gründlicher Recherche das eine oder andere Puzzlestück der Wirklichkeit, sollte man vorsichtig sein mit seiner Verurteilung. Die aktuellen Verhaftungen von Prominenten, weniger Prominenten und gar nicht Prominenten regen natürlich dazu an, „Senf“ dazuzugeben, sich zu positionieren, über alles herzuziehen. Doch darf man nie vergessen, dass das, was man irgendwo liest, und sei es auf dieser Seite, einen (oder mehrere/viele) Gründe haben muss, die einem vielleicht bislang verborgen geblieben sind; freilich darf man seine Meinung äußern, muss aber, wie weiter oben beschrieben, damit rechnen, dass man bestaunt, missachtet oder gar gescholten wird. Und man sollte auch beim nächsten Grundlagentraining dennoch wieder in sich gehen und nachdenken; und vielleicht irgendwann zu der Erkenntnis kommen, dass doch alles eins ist – im wahrsten Sinne des Wortes…  

Christian Kleber (Mas)

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