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Meister Yün-men
08.09.2009, 12:00:00
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Zu ihm kam eines Tages von weit her ein Suchender gepilgert, ein einfaches Männlein mit Namen Yüan. Er wurde aufgenommen und Yün-men stellte ihn in seinen persönlichen Dienst. Offenbar spürte der große Menschenkenner in dem schlichten Pilger große Kräfte verborgen, von denen dieser selbst gar nichts wusste. Achtzehn Jahre lang rief Yün-men seinen Diener mit folgenden Worten: „Aufwärter Yüan!“ Jedesmal antwortete Yüan ergeben und gehorsam mit „Ja“ und jedesmal stellte der Meister ihn zur Rede: „Ja, sagst du aber was meinst du damit?“ Betroffen und verlegen suchte der Aufwärter sich immer und immer wieder zu erklären und herauszureden, denn mit der Zeit merkte er instinktiv doch, dass mit dem Anruf und der harten Kritik an seiner Antwort etwas gemeint sei. Er strengte sich an, um sein Ja zu rechtfertigen, so gut er konnte, grübelte Tag für Tag, was er am nächsten Morgen dem Meister antworten sollte. Die Frage des Gewaltigen, was er mit seinem Ja meine, war eine Nuss, an der Yüan schließlich ganze 18 Jahre zu knacken hatte. Dann kam wieder ein Tag, scheinbar einer wie alle anderen, wieder hörte er sich vom Meister beim Namen gerufen – aber diesmal hatte das „Yüan“ einen ganz anderen Klang. Es war sein Name, es war er selbst, er allein, der da angeredet, gestellt, befohlen, erwählt, berufen wurde. Wie aus Himmelsweiten der Blitz, wie der Donner klang es ihm: „Yüan“!“ Und siehe, der Bann war gebrochen, der Schleier gefallen, Yüan war hörend und sehend geworden, er erblickte die Welt in ihrer wahren Gestalt und sich inmitten, und das große Licht ging ihm auf. Diesmal rief er nicht „Ja“ zurück. Leise stammelte er: „Ich habe begriffen.“ Dr. Günter Heidinger |