Der Klausner

Es war einmal ein Eremit, der lebte in einer Klause ganz nach dem Brauch der Alten.

Er saß in einer Felsenhöhle mit untergeschlagenen Beinen, kochte in seiner Pfanne Gemüse und verbrachte seine Tage bei äußerst karger Kost. Eine Reihe von Eremiten des Zen hatte nämlich nie den Ehrgeiz, als Meister ein Kloster zu leiten, sie zogen die Bergeinsamkeit vor. Zu diesen gehörte auch er. Kam zu diesem Klausner ein Wandermönch oder eine Nonne, so ließ er ein Wort fallen, das jenen zur Wende dienen konnte, um so auch den Buddhas ihre Güte zu vergelten und das Siegel ihres Geistes weiterzugeben. Dieser Eremit war aber ein richtiger Sonderling.

Sobald er Besucher sah, nahm er seinen Mönchs-Stab in die Faust und sagte: „Bis dahin haben die Alten es gebracht; warum waren sie nicht bereit, dabei stehenzubleiben?“ So trieb er es wohl über 20 Jahre! Nie aber konnte ein Mönch eine Antwort finden!

Dr. Günter Heidinger