In den letzten Folgen: Markus und Doris haben sich vorgenommen, im Mai am Vienna City Marathon teilzunehmen. Für beide ist es das erste Mal. Markus ist mit dem Training etwas im Rückstand. Doris hingegen ist voller Begeisterung und Vorfreude, spürt aber Schmerzen am Schienbein. Zudem musste ihre Mutter ins Krankenhaus ...

Es gibt Tage, an denen schmeckt die Luft unerklärlich zart und das Morgenlicht vielversprechend. Die Halswirbelsäule beugt sich nicht versunken nach unten, sondern steht aufrecht. Abziehende Krähen, Kondensstreifen und das Lichtspektrum im Blaubereich geraten ins Gesichtsfeld. Der Koffein-Antrieb vom Frühstück macht alles nur noch einladender. In solchen Momenten bist du einfach froh, sagen zu können: Heute Abend werde ich laufen! Und ein gedanklicher Jubelschrei folgt.

Bis zum Nachmittag sind die emotionalen Spitzen womöglich wieder geglättet, aber als Markus nach einem ruhigen Osterwochentag das Büro verlässt, gilt der Vorsatz noch immer. „Ich geh jetzt laufen. Was macht dein Schienbein?“, fragte er Doris im Heimkommen. „Danke der Nachfrage. Es ist quasi schockgefrostet, um die Entzündung wegzubringen. Ich sag schon nur mehr Eisbein dazu.“ Markus kam in kurzer Hose aus dem Schlafzimmer: „Also da wo ich herkomm’, nennt man das Stelze ...“ – und weg war er.

Seit Doris vor einer Woche den Schmerz zum ersten Mal spürte, veränderte er sich nur unwesentlich. Manchmal scheint er zu wandern, die innere Schienbeinkante entlang, dann ist es, als würde er direkt im Knochen stecken. Schmerzen im Knie oder an der Achillessehne, das leuchtet ja ein, aber am Schienbein? Doris war richtig erleichtert, als ihr ein Arzt sagte, sie habe eine Beinhautentzündung und dies sei eine gar nicht so seltene Überlastungserscheinung bei Läufern. Die Verwendung alter Schuhe könnte eine Ursache sein, zu hohe Trainingssteigerungen, zu einseitiges Training, zu schwache Wadenmuskulatur... Ausgestattet mit einer entzündungshemmenden Salbe, dem Tipp für Eisbehandlung und klarem Laufverbot verließ sie die Praxis.

Das Laufen war in der Prioritätenliste zuletzt ohnehin zurück gerutscht. Die Aufregung um ihre Mutter, die mit Rippenbrüchen und einem leichten Schlaganfall im Krankenhaus lag, hat alles beansprucht. Doris konnte sich plötzlich nicht mehr entspannen beim Laufen, sich nicht konzentrieren oder selbst vergessen. Dazu dieses seltsame „Schienbein-Wehweh“, wie sie es anfangs belustigend nannte. Jetzt, nach einer Woche Trainingspause hatten beide Gedankenwelten wieder ihren Platz. Ihre Mutter würde in Zukunft einige Hilfe brauchen, aber war auf dem Weg der Besserung. Die lauffreie Zeit aber machte sie langsam kribbelig. Zwei Monate bis zum Marathon. Ist das noch lang? Ist das kurz? Werde ich rechtzeitig wieder trainieren können? Wann ist überhaupt rechtzeitig?

Erstmals wurde ihr klar, wie sehr der Marathon, den sie noch nicht gelaufen ist, bereits für Veränderungen gesorgt hatte. Dass die Energie, die sie ins Laufen steckt, in Form von positiver Stimmung und Ausgeglichenheit zurückkommt. Dass ein schnelles Training manchmal Hochgefühle produziert wie nach einer durchtanzten Nacht. Dass ein abendlicher Lauf fast jeden unerfreulichen Gedankenstau lösen kann. Dass Anstrengung zuerst zu Müdigkeit und dann zu Leichtigkeit führt. Und dass Doris all diese Nebenwirkungen des Laufens, inklusive ihres Bärenhungers bei den verschiedenen Essenszeiten, nicht mehr missen möchte.

Markus hatte seine Energie indes 11 Kilometer weit umgewandelt und kam angeschwitzt zurück: „Kurze Hose ist fein, sag ich dir.“
Doris: „Morgen schwing ich mein Eisbein aufs Rad und fahr irgendwohin, ich brauch wieder Bewegung.“
Markus überschwänglich: „Super, machen wir es zusammen? Du am Rad, ich zu Fuß.“
Doris: „Gerne, wenn du das vorschlägst. Ich fahr aber mindestens 42 Kilometer weit ...“

Fortsetzung folgt ...

Der Bericht wurde vom Veranstalter selbst im Eventmanager von MaxFun.cc eingetragen

Doris du schaffst es

MaxFun Sports Redaktion