MaxFun Sports Laufsport Magazin

Zen-Running

27.02.2008, 12:00:00
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Zen-Running hält verschiedene Techniken bereit, die, regelmäßig angewandt, in vielen Lebenslagen hilfreich sein können und darüber hinaus auch noch auf Körper, Geist und Seele positive Auswirkungen haben.

Jeder Läufer kommt früher oder später an einen Zeitpunkt, an dem er beginnt, seine sportive Tätigkeit, zunehmend zu hinterfragen, sich Gedanken darüber zu machen, ob sich der Aufwand denn tatsächlich lohnt, ob es nicht wesentlich sinnvoller wäre, sich anderen Dingen zuzuwenden. Beruf und Familie wurden vielleicht lange schon ein wenig vernachlässigt, die persönliche Entwicklung missachtet bzw. auf ein einziges Gebiet, nämlich das der körperlichen Leistungssteigerung, begrenzt. Was tun? Alle Wettkämpfe, alle Laufsport -Veranstaltungen aus dem Programm streichen? Keinen Trainingsplan mehr befolgen? Oder gar zur Gänze auf das Laufen verzichten? Wieder mehr ins Kino gehen oder Sonntagsspaziergänge unternehmen?  

Verfolgt man die einschlägige Berichterstattung in den Laufmedien, zeigt sich, dass der Laufboom der letzten Jahre fast ausschließlich am Leistungsgedanken orientiert war. Trainingsberatungen, Laufpläne, Marathons, Halbmarathons, Businessläufe, Frauenläufe, Kinderläufe, Staffelläufe und vieles mehr zeigen woher der sportliche Wind weht. Ob freilich alles dies ausreicht, um den Laufsport auch langfristig interessant zu erhalten, sei zumindest in Frage gestellt. Eines Tages sind die persönlichen Leistungsgrenzen für jeden erreicht bzw. reift die Erkenntnis heran, dass es doch möglicherweise gar nicht so wichtig sein kann, ob der Marathon in 3 oder 4 Stunden gelaufen wird, vor allem dann nicht, wenn die Freude am vorbereitenden Training mehr und mehr verloren geht.  

Sport kann aber mehr sein, als die hektische Jagd nach Bestzeiten oder der verkrampfte Versuch, die Ziellinie vor den Mitstreitern zu überqueren. Mit ein wenig Reflexion und Überlegung, wird den meisten Sportlern bald klar werden, dass Sport eine Lebenseinstellung, eine besondere Art der Lebensbewältigung, ja eine gewisse Lebensphilosophie sein kann. Um diese Gedanken in ein System zu bringen, wurde Zen-Running ins Leben gerufen. Zen-Running versteht sich als Kombination von körperlicher, geistiger und seelischer Bewegung.  

Zen kann aufgrund seiner übernatürlichen und zugleich grundlegenden Natur in jedem Bereich menschlicher Tätigkeit verstanden werden und gültig sein. Zen kann dazu beitragen, jede Religion, jede Philosophie, vielleicht auch jeden persönlichen Lebensweg zu bereichern und mit neuem Leben zu erfüllen. In Japan etwa würdigt man Zen ohne jede besondere religiöse Prägung und in den rund siebenhundert Jahren, die seit der Einführung des Zen dort vergangen sind, unterstützte dieses die Entwicklung einer ganz besonderen Kultur, die heute Zen-Kultur genannt wird. Aus diesem Grund ist für die Japaner selbst Zen auch mehr eine Art schöpferische kulturelle Tätigkeit als eine Religionsschule.  

Während eine der Hauptübungen im Zen, das so genannte zazen ist, eine strenge, bewegungslose Meditation, gilt für das hier propagierte „Zen-running“ das Gegenteil. Nichts Neues an und für sich, sind doch auch aus vielen anderen unterschiedlichen Ansätzen bewegende Meditationsformen bekannt. Neben der durch Tanz unterstützten Meditation der Derwische ist vor allem die - im Übrigen auch im Zen - geläufige Gehmeditation (Kinhin) bekannt.  

Ziel jeder meditativen Technik ist es aber dorthin zu gelangen, wo alle Gedanken und das Bewusstsein seiner selbst verschwinden, eine Art Zustand des Nicht-Gedankens eintritt. Aus diesem Zustand heraus, wird ein Potential geöffnet, das neue Energien für neue Aufgaben freisetzen kann und langfristig die persönliche Entwicklung des Meditierenden maßgebend prägt.  

Wer sich Zen-Running zur Lebensphilosophie machen will bzw. sich zumindest einige darin enthaltene Prinzipien zu Nutze machen möchte, sollte sich also zunächst einmal vom Gedanken des Sieges über den sportlichen Konkurrenten so weit entfernen, dass dieser nicht mehr als Gegner sondern als Helfer erscheint. Nur mit Unterstützung des Kontrahenten kann es gelingen, besser zu werden, sich weiter zu entwickeln. Entscheidendes Ziel für den Zen-Runner ist nicht der Wunsch, der Bessere zu sein, sondern sich selbst so weit zu üben, dass er in der Lage ist, sich im Lebenskampf zu bewähren und zu bestehen.  

Auf diese Weise wird es nach und nach immer mehr gelingen, die eigene Lebenshaltung zu perfektionieren und langfristig auch zum „Meister“ des eigenen Lebens zu werden. Nach eingehender Übung und dadurch entstehender Distanz zum Konkurrenzdenken, wird es dem Zen-Runner aber auch wieder möglich, anderen im sportlichen Wettstreit gegenüber zu treten. Dann aber geht es schlechterdings nicht mehr um den Erfolg als solchen, sondern um das antike Ideal des Agonalsieges, des edlen Sieges ohne Feindschaft. Ziel des Zen-Runners bleibt jedoch trotz allem stets der Sieg über sich selbst und die damit einhergehende Überwindung der eigenen Schwächen und Mängel. Der physische Kampfaspekt ist dabei aber nur die „primitive“ Ebene dieses Weges und dient einzig als Hilfsmittel zum Verständnis der geistigen Aspekte.  

Zen-Running hält verschiedene Techniken bereit, die, regelmäßig angewandt, in vielen Lebenslagen hilfreich sein können und darüber hinaus auch noch auf Körper, Geist und Seele positive Auswirkungen haben. Wenn Sie die Zen-Running Techniken konsequent in Ihren Alltag integrieren, werden Sie allmählich eine Zen-Runner-Gesinnung entwickeln und irgendwann sicherlich auch den oben beschriebenen Zustand des Nicht-Gedankens erreichen. Ihr Körper wird sich dann verselbständigen und einfach weiterlaufen. Ein Empfinden von Glück bzw. Zufriedenheit wird spürbar und schließlich wird es vorkommen, dass Sie verstehen… - vielleicht sogar, um die Farbe des Windes wissen!  

Ist es Ihnen einmal gelungen, diesen Zustand herbeizuführen, werden Sie es immer wieder schaffen und vor allem immer wieder wollen. Nicht jedes Mal klappt es gleich, manchmal gar nicht. Je öfter aber Sie dorthin gelangen, desto sicherer werden Sie sein und eines Tages einmal sind Sie „Zen-Runner“ und haben ein Reservoir gefunden, aus dem Sie Stärke, Ruhe, Sicherheit und nicht zuletzt auch Zufriedenheit schöpfen können.  

Dr. Günter Heidinger  

Mehr über Zen-Running und die entsprechenden Lauftechniken lesen Sie im
- Print-MaxFun-Magazin 2008 und in dem im Sommer 2008 erscheinenden Buch:
- „Zen-Running – Sport als Lebensphilosophie“

Bild: MaxFun 2008, aufgenommen in der INTERSPORT-Filiale im Stadion Center.

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Link: www.MaxFun.cc

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